Wien - "Das schadet der FPÖ und ist auch für die Koalition nicht nützlich." ÖVP-Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat klingt verschnupft, und das nicht nur physisch. Reinhart Gaugg ist am Donnerstag zum zweiten Mal mit seinem Sondervertrag als stellvertretender Generaldirektor der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) im so genannten "Überleitungsausschuss" abgeblitzt. Einer der acht schwarz-blauen Sozialpartner-Delegierten hat wie die restlichen sieben SPÖler dagegen gestimmt. Das hat bei der FPÖ hektische Suche nach dem "Verräter" ausgelöst, während die ÖVP der "leidigen Geschichte" zunehmend genervt zusieht. "Das schadet uns allen", ist der einhellige Tenor in der ÖVP. Auf die Frage, ob es nicht ehrenhafter wäre, wenn sich Gaugg nun zurückziehen würde, meint Rauch-Kallat im Standard-Gespräch nach kurzem Schweigen: "Auf jeden Fall." Druck werde die ÖVP dafür aber keinen machen. Das wäre auch vergeblich: Hat Gaugg doch seit der neuerlichen Ablehnung des Vertrags viele Parteifreunde zurückgewonnen, die ihn jeder auf seine Art zu unterstützen versuchten. Landeshauptmann Jörg Haider wütete, das Abstimmungsergebnis sei eine "wirkliche Sauerei". Schuld ist aus blauer Sicht ein Schwarzer, den man "exakt" kenne. Was für den Mann nichts Gutes heiße, wie Klubchef Peter Westenthaler drohte: "Den knöpfen wir uns vor." Absetzungsgutachten Sozialminister Herbert Haupt hingegen hält nichts von "Gesinnungsschnüffelei". Er wollte Gaugg anders helfen: Ließ er doch nach der neuerlichen Abstimmungspleite prüfen, ob er die Pensionschefs Karl Haas (SPÖ) und Ewald Wetscherek (ÖVP) absetzen könne. Der mögliche Absetzungsgrund: Datenschutzverletzung durch Preisgabe von Details des Gaugg-Vertrags. Haupt ließ dafür flugs von Herbert Haller, dem Vorsitzenden des Datenschutzrates, ein Gutachten anfertigen. Das Ergebnis laut Haupt: Der Datenschutz wurde nicht hundertprozentig eingehalten, allerdings gebe es öffentliches Interesse an Gauggs Vertrag. Haupt resümierend zum Standard: "Einige sind sehr knapp an der Ablöse vorbeigeschrammt." Drohender Zusatz: "Niemand kann sicher sein, morgen mit seiner Funktion aufzuwachen." Druck für Vertrag Diese Ablöse-Ideen erklären auch, warum Haupt Freitagvormittag die Spitzen der Pensionsversicherung zu sich zitierte - zu deren Erstaunen. Nachdem die Ablöse nicht möglich war, endete das zweistündige Gespräch mit einer Aufforderung Haupts, rasch einen neuen Vertrag für Gaugg zu finden. Sollten die Pensionsspitzen nicht umgehend eine Sitzung einberufen, kann sich Haupt vorstellen, das selbst zu tun. Karl Haas, Chef des Überleitungsauschusses, will hingegen mit der Sitzung bis Ende August warten. Er beklagte politische Interventionen beim Sondervertrag für Gaugg - was die ÖVP am Freitag bestritt: Rauch-Kallat und Kanzler Wolfgang Schüssel behaupten nämlich, den Sondervertrag nicht zu kennen. Jörg Haider allerdings bestätigte: Der Vertragsinhalt (9900 Euro, 14-mal jährlich, auf fünf Jahre befristet) sei zwischen Kanzler und Vizekanzlerin abgestimmt worden. (Martina Salomon und Eva Linsinger/DER STANDARD, Printausgabe, 20.7.2002)