Weltraum
"Interplanetare Fernstraße" macht kosmische Reisen einfacher
Anziehungskraft von Himmelskörpern ermöglicht Treibstoffersparnis
Washington - Eine "interplanetare Fernstraße" macht
Reisen durch das Sonnensystem einfacher - zumindest für Raumsonden.
Auf der gewundenen Route, die der Ingenieur Martin Lo vom Jet
Propulsion Laboratory der NASA im kalifornischen Pasadena entdeckt
hat, benötigen Raumschiffe nach Angaben der amerikanische
Raumfahrtagentur drastisch weniger Treibstoff. Der Trick: Die
Raumstraße schlängelt sich an den Orten entlang, an denen sich die
Schwerkraft der verschiedenen Himmelskörper wie etwa Erde, Mond und
Sonne gerade aufheben. Lo plant nun, alle solche "Fernstraßen" in
unserem Sonnensystem zu kartieren, so dass künftig mehr Raumsonden
davon profitieren können. Erster irdischer Nutzer der Fernstraße ist nach NASA-Angaben die
im vergangenen Jahr gestartete Sonde Genesis, die derzeit Partikel
des so genannten Sonnenwindes sammelt und sie 2004 auf der Erde
abliefern soll. Anhand dieser von der Sonne ins All geschleuderten
Teilchen soll die chemische Zusammensetzung der Sonne detailliert
untersucht werden. "Genesis würde in einer perfekten Welt überhaupt
keinen Treibstoff brauchen", erläuterte Lo. Da in der Realität aber
nicht sämtliche Einflüsse kontrollierbar seien, müssten leichte
Abweichungen von der idealen Bahn korrigiert werden. "Die
Treibstoffersparnis führt aber zu besseren und billigeren Missionen."
Lagrange-Punkte im Raum
Lo nutzte die Tatsache, dass es bei jedem Planet und jedem Mond in
unserem Sonnensystem fünf so genannte Lagrange-Punkte im Raum gibt,
an dem sich die Schwerkraft eines Himmelskörpers mit der eines
anderen aufhebt. Der Ingenieur berechnete alle möglichen Flugbahnen
zwischen den Lagrange-Punkten bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten
und Reisedistanzen der Sonden. Wie die Fasern eines Taus winden sich
diese Flugbahnen umeinander zu röhrenförmigen Routen.
Den Einfluss der Schwerkraft einzelner Himmelskörper machen sich
Raumsonden seit langem zu Nutze, etwa durch so genannte Swing-By-
Manöver. Auf den von Lo entdeckten interplanetaren "Fernstraßen"
bewegen sich der NASA zufolge auch Asteroiden und Kometen wie die
Sonde Shoemaker-Levy 9, der 1994 eine "falsche Abfahrt" nahm und in
den Riesenplaneten Jupiter stürzte. (APA/dpa)