Vom Steffel bis zur Edelweiß-Alm ist's oft nur ein kurzer Weg ...

Montage: derStandard.at
Washington - "Vienna Project" nennt sich ein sommerliches Veranstaltungsprogramm im Westen des US-Bundesstaats Massachusetts, das ganz der Kunst und Kultur aus Wien gewidmet ist. Rund ein Dutzend örtlicher Museen, Theater und Veranstaltungsstätten präsentieren Ausstellungen, Konzerte und Aufführungen über "die imperiale Stadt", "den Schmelztiegel" und den Brückenkopf "zwischen Ost und West". Dabei spannt sich der Bogen von Strauß-Liedern über Jugendstil-Klassiker wie Gustav Klimt bis zu einer Ausstellung über die Wiener Jahre des jungen Adolf Hitler und schließlich zur zeitgenössischen Kunst. Aus der Weite betrachtet schrumpfen Distanzen Der Wien-Begriff wird beim "Vienna-Project" mitunter recht weit gefasst und reicht bis ins Salzburger Land: Zu dem umfangreichen Programm zählen auch Film-Vorführungen des Welterfolgs "Sound of Music", bei denen die Zuhörer mitsingen dürfen. Motto der Organisatoren auf der Homepage: "Endlich dürft ihr euer Edelweiß schwingen und die Nazis lautstark ausbuhen!". Anschließend an den Klassiker über die vielköpfige Trapp-Familie, die vor den Nazis aus Österreich nach Amerika flüchtete und mit Konzerten berühmt wurde, bietet die "Österreichische Alpenland-Tanzgruppe" aus Connecticut original-österreichische Volkstänze. Architektur "Gustav Klimts Landschaften" (ab Oktober auch in Wien im Oberen Belvedere zu sehen), "Josef Hoffmann: Häuser der Wittgensteins" und "Otto Wagner: Die Akademie der schönen Künste" präsentiert das Sterling und Francine Clark Art Institute in Williamstown. 15 Landschaftsbilder zeigen den Besuchern einmal andere Werke von Klimt als seine weltberühmten Frauendarstellungen. Möbel und Geschirr aus der Wiener Werkstätte für die Industriellen-Familie Wittgenstein vermitteln einen Eindruck vom Design der Jahrhundertwende. Das Modell für eine Kunst-Akademie am Rande des Wienerwalds, das der Architekt Wagner 1898 entwarf, nahm ein recht typisches "Wiener Schicksal": Es wurde nie verwirklicht. Schatten der Vergangenheit Mit Hitlers frühen Jahren in Wien beschäftigt sich eine eigene Ausstellung im Williams College Museum of Art in Williamstown, bei der auch eine Original-Zeichnung des Diktators ausgestellt wird. "Vorspiel zu einem Albtraum: Kunst, Politik und Hitlers frühe Jahre in Wien, 1906-1913" wurde vom Buch von Brigitte Hamann über "Hitlers Wien - Lehrjahre eines Diktators" inspiriert. Nicht nur die Versuche Hitlers eine Künstlerlaufbahn einzuschlagen werden dokumentiert, sondern auch sein Umfeld in Wien, geprägt von monarchistischen Elementen in den noblen Vierteln und populistischen Einflüssen in den Arbeiterbezirken. "Die Ausstellung legt nahe, dass Wien nicht die Geburtsstätte des Nazismus war, aber durch die Augen dieses Mannes betrachtet, zur Ausformung der Bewegung beigetragen hat", heißt es in der "New York Times". Neuere Kunst Eine eigene Ausstellung im Berkshire Museum in Pittsfield ist Postern der Wiener Secession während der Zeit des Ersten Weltkriegs gewidmet, Leihgaben des Historischen Museums. Kunst seit den 70-er Jahren, die wesentlich durch den Fall des Eisernen Vorhangs und den Zustrom junger Künstler aus Osteuropa beeinflusst ist, zeigt die Ausstellung "Kein gemeinsamer Nenner: Neue Kunst aus Wien" im Massachusetts Museum of Contemporary Art. Von den 15 dort vertretenen Künstlern leben alle in Wien, die Hälfte ist nicht in Österreich geboren. Eine Videoinstallation der Bulgarin Adriana Czernin, die sich von einem Schleier befreien will, ein mit Klimt assoziierendes Wald-Bild von Barbara Eichhorn und handgemachte Möbel von Franz West zeigen neue Trends in der Kunstszene.(APA)