Budapest - Interne Streitereien haben bisher die Tätigkeit des ungarischen Parlamentsausschusses verhindert, der sich mit der Geheimdienst-Vergangenheit von Ministerpräsident Peter Medgyessy befassen soll. Nach einem Bericht der Tageszeitung "Magyar Hirlap" von Freitag musste der Ausschussvorsitzende Laszlo Balogh vom Ungarisches Demokratischen Forum (MDF) zugegeben, in der Vergangenheit selbst Kontakt zur einstigen kommunistischen Geheimpolizei, der Hauptabteilung III, gehabt zu haben. Nach eigenen Aussagen wurde Balogh von der Geheimpolizei bespitzelt. Zu dem Eingeständnis kam es, nachdem der stellvertretende Ausschussvorsitzende, der sozialistische Abgeordnete Laszlo Toller, alle Mitglieder des Gremiums aufgefordert hatte, eventuelle Kontakte zum Geheimdienst offen zu legen. Toller argumentiert, es sei unzulässig, dass die Vergangenheit des Regierungschefs als einstiges Mitglied der Spionageabwehr von Personen untersucht werde, die selbst mit der Staatssicherheit in Kontakt standen. Während die Ausschussmitglieder der Regierungsparteien die Frage nach ihrer Vergangenheit beantworteten, weigerten sich die Vertreter der Opposition zunächst. Nach gegenseitigen Beschuldigungen erklärte Balogh schließlich, Kontakte zur Hauptabteilung III gehabt zu haben. Diese seien aber "einseitig" gewesen, indem er observiert worden sei. Balogh will nun Einsicht in seine Akten beim Amt für Geschichte beantragen. (APA)