Tausende folgten dem Demoaufruf - Rafsandjani wirft Washington "Kriegstreiberei" vor
Redaktion
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Teheran - In der iranischen Hauptstadt Teheran und
den anderen Großstädten des Landes haben am Freitag bei staatlich
organisierten Massenprotesten Hunderttausende gegen die Politik der
USA demonstriert. Laut Medienberichten folgten im ganzen Land
Menschen dem Demonstrationsaufruf. In Teheran gab die Polizei die
Zahl der Teilnehmer mit 800.000 an. Die Demonstranten skandierten bei
ihrem Marsch zur Universität, wo das traditionelle Freitagsgebet
abgehalten wurde, "Tod den USA" und "Tod für Israel!" Sie riefen,
dass sich der Iran durch die "Drohungen des großen Satans" nicht
einschüchtern lassen werde.
Grund für die Proteste waren Äußerungen von US-Präsident George W.
Bush. Er hatte am vergangenen Freitag die iranische Führung
aufgerufen, den Forderungen der Menschen nach mehr Freiheit
nachzugeben. Teheran verurteilte die Äußerungen als Einmischung in
innere Angelegenheiten. Der ehemalige iranische Staatspräsident Ali
Akbar Hashemi Rafsandjani warf den Vereinigten Staaten beim
Freitagsgebet "Kriegstreiberei" vor. Die USA würden sich "einbilden,
dass es ihnen gelingen könnte, uns zu ihrem regionalen Gendarmen zu
machen, wie es der (1979 gestürzte) Schah war", sagte Rafsandjani.
"Wir aber wollen das genaue Gegenteil. Wir sagen ihnen: Lasst uns in
Ruhe mit euren arroganten Ideen, damit eine freie Nation mit euch
sprechen, verhandeln und kooperieren kann. Aber sie hören uns nicht
zu!"
Warnung an USA
Beobachter werteten die Demonstrationen auch als Warnung an die
USA, nach dem Irak auch dessen Nachbarn Iran beim Kampf gegen den
Terrorismus aufs Korn zu nehmen. Außenminister Kamal Kharrazi sagte,
Bush müsse bei jeder Einmischung mit solchen Protesten rechnen.
Massenkundgebungen gegen die USA und Israel wurden auch aus Isfahan,
Täbris, Shiraz und Mashhad gemeldet.
Nach der Kritik des amerikanischen Präsidenten hatte der iranische
Staatspräsident Mohammed Khatami die USA vor einem "weiteren Vietnam"
gewarnt. Das amerikanische Volk sollte seine Regierung von der
"kriegstreiberischen Politik abbringen, die das Land in eine
Situation bringen könnte, weit komplizierter als der Vietnamkrieg",
sagte Khatami am vergangenen Sonntag während einer Kabinettssitzung.
Zugleich forderte Khatami die US-Regierung auf, ihre "arrogante"
Haltung gegenüber anderen Staaten aufzugeben.
"Die ganze Welt hasst eurer Unterdrückerregime"
Der oberste geistliche Führer Ayatollah Ali Khamenei hatte
seinerseits die USA mehrfach vor einer "Aggression" gegen sein Land
gewarnt. "Die Aggressoren würden ihre Initiative bedauern müssen",
die Antwort des iranischen Volkes auf eine Provokation wäre mit
Sicherheit eine "sehr starke". An die Adresse der US-Führung sagte
Khamenei: "Nicht nur das iranische Volk hasst euch, nein, die ganze
Welt hasst das arrogante und scheinheilige Unterdrückerregime, das
ihr repräsentiert!" Das iranische Volk hasse ein "Regime, das die
Fahne der Demokratie, der Freiheit und der Menschenrechte schwenkt,
das zugleich das israelische Regime verteidigt und sich in
Afghanistan unmenschlich gegenüber Gefangenen verhält". (APA/dpa)
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