Medien
Ringier-Chefpublizist räumt Mitverantwortung in der Borer-Affäre ein
Frank A. Meyer: "Falschester Kampf meines Lebens"
Frank A. Meyer räumt eine Mitverantwortung für
die Berichterstattung der Ringier- Boulevardzeitungen über die
angebliche Sex-Affäre des Schweizer Ex-Botschafters Thomas
Borer-Fielding ein. Der Ringier-Chefpublizist spricht in einem
Interview, das in der Samstagausgabe der "Aargauer Zeitung" und der
Zeitung "Le Temps" veröffentlicht wird, vom "falschesten Kampf
seines Lebens". Im Magazin des "Tages-Anzeigers" wird am Samstag
ebenfalls ein Interview mit Meyer erscheinen."Blödeste und unnötigste Geschichte"
Nachdem er in der letzten Zeit immer stärker unter Beschuss
geraten ist, nimmt Meyer in diesen Gesprächen erstmals zu den
Vorwürfen Stellung. Eine direkte Einflussnahme auf die Berichte im
"SonntagsBlick" und "Blick" weist er von sich. Er habe am
Ostersamstag, am Tag vor der ersten Publikation, erstmals zufällig
von der Geschichte gehört und davor gewarnt, beteuert Meyer."Es ist
die blödeste und unnötigste Geschichte, die je in einem unserer
Blätter stand".
Nach den heftigen Angriffen des damaligen Botschafters in Berlin
auf das Verlegerpaar Ringier sei im Haus Ringier eine kämpferische
Stimmung ausgebrochen. "Es loderte gleichsam ein fehlgeleitetes feu
sacre - auch ich ward davon ergriffen", erklärt Meyer. Die Ernennung
von Mathias Nolte zum Chefredakteur des "SonntagsBlick" bezeichnet
Meyer als "Fehler". Nolte sei kein richtiger gewiefter
Boulevard-Journalist, sondern ein Kulturjournalist. Weil er Nolte
nach Zürich geholt und an ihn geglaubt habe, räumt Meyer indirekt
eine Mitverantwortung für die Berichte über Borer ein.
Glaubwürdigkeitsverlust
Am meisten beklagt Meyer den Glaubwürdigkeitsverlust von "Blick"
und "SonntagsBlick". Auch persönlich wolle er aus der Angelegenheit
lernen und seine vielen Rollen im Ringier-Verlag überdenken. "Da muss
ich über die Bücher gehen".
Der ehemalige Schweizer Botschafter Thomas Borer-Fielding hatte
Ende April seinen Botschafterposten in Berlin wegen Medienberichten
über einen angeblichen Seitensprung räumen müssen. Die vermeintliche
Geliebte Djamile Rowe hat inzwischen eidesstattlich versichert, keine
sexuelle Affäre mit Borer-Fielding gehabt zu haben. Am Wochenende
entschuldigte sich der Schweizer Verleger der Boulevardzeitung
"Blick", Michael Ringier, öffentlich bei Borer-Fielding. Die Zeitung
hatte die Berichterstattung ins Rollen gebracht. Die beiden Parteien
haben einen Vergleich geschlossen. (APA/sda)