Klosterneuburg - Die Sommeroper Klosterneuburg bleibt ihrer Linie treu: Stand im Vorjahr Annely Peebo auf der Bühne im akustisch hervorragenden Kaiserhof des Stiftes, so ist heuer mit Sopran Eva Lind erneut ein Star der Wiener Staatsoper zu hören, als Adina in Gaetano Donizettis L'elisir d'amore .

Die Geschichte um den verliebten Tolpatsch Nemorino, welcher der Gegenliebe der koketten Adina durch einen vermeintlichen Liebestrank nachhelfen will, den ihm der pfiffige Wunderdoktor Dulcamara angedreht hat, bietet Romanzen mit viel lyrischem Schmelz ebenso wie sprühende Buffolaune. In Klosterneuburg haben die Sänger und der stimmkräftige Chor beides tadellos im Griff und dazu noch sichtbar Freude am Spiel.

Hervorragend besetzt ist aber nicht bloß die Partie der Adina - Tenor Pavol Breslik ist ein auf den ersten Blick melancholischer, auf den zweiten Blick temperamentdurchglühter Nemorino, Bariton Marian Pop gibt den Sergeanten Belcore mit Witz und heißem Blut, und Marc-Olivier Oetterli als Quacksalber Dulcamara vereint eine erstaunliche Bass-Buffo-Stimme mit komödiantischer Begabung.

Intendant Michael Garschall führt zum ersten Mal in Klosterneuburg Regie und zeigt eine stilsichere Theaterpranke. Dirigent Thomas Rösner und die Sinfonietta Baden halten das Tempo des turbulenten Geschehens wacker mit. Da kann man auch über das etwas unansehnliche Bühnenbild hinwegsehen, mit fünf schmutziggrauen Quadern, die ein Dorf darstellen sollen, der einzige Wermutstropfen dieser feschen Inszenierung.


(stei/DER STANDARD, Printausgabe vom 20./21.7.2002)