Selbst in Krisenzeiten versucht er sich und sein Unternehmen noch positiv zu verkaufen. Als Moritz Hunzinger von Medien gebeten wurde, die Geschäftsbeziehungen zwischen ihm und dem inzwischen geschassten Verteidigungsminister Rudolf Scharping zu erläutern, streute erwie beiläufig die Internetadresse seiner Firma ein.

Je nach Sympathie genießt der 43-jährige Frankfurter den Ruf als "Beziehungsmakler", "Strippenzieher" oder "Rambo". Er soll über eine Adressdatei mit Auskünften zu 67.000 Menschen verfügen. Wenn er zu seinen "Parlamentarischen Abenden" in Berlin oder seinem "Politischen Salon" in Frankfurt ruft, sind häufig Kabinettsmitglieder wie der grüne Außenminister Joschka Fischer dabei. Mit Gefälligkeiten, Abendessen oder üppig dotierten Vorträgen - wie bei Scharping - werden Politiker, Manager und Journalisten an Hunzinger gebunden und wiederum miteinander verbunden, wenn es ihm passend erscheint. Das lässt er sich üppig mit bis zu fünfstelligen Eurobeträgen vergüten.

Als Kind musste er mehrere Schulen wegen massiver Probleme verlassen. Sein Vater steckte ihn in eine US-Militärschule in Pennsylvania, damit er mit einem Schulabschluss zurückkehrte. Zurück in Deutschland, machte er sich als 20-Jähriger an den Aufbau seines Unternehmens. Zu denen, die er jüngst in Szene gesetzt hat, gehört Libyens Staatschef Muammar Gaddafi. Auch der Name von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel taucht mit E-Mail-Adresse auf der Homepage auf. Die Hunzinger-PR lud zu einer Pressekonferenz bei der Europäischen Zentralbank und zu einem Empfang - wurde aber nicht vom Bundeskanzleramt als Berater engagiert, wie auf Anfrage mitgeteilt wurde.

Gerne weist Hunzinger darauf hin, dass er "keine Klitsche" hat: 2001 erzielte die Hunzinger Informations AG bei einem Umsatz von 23, 9 Millionen Euro ein Ergebnis von 0,3 Millionen Euro. Das Unternehmen, zu dem auch das Meinungsforschungsinstitut infas und die Bildagentur Action Press gehören, beschäftigt rund 960 Mitarbeiter in 28 Ländern. Vor vier Wochen verließ sein Unternehmen den Neuen Markt "aus Kostengründen", Hunzinger wurde im Vorjahr wegen illegaler Aktiengeschäfte zu einer Geldstrafe verurteilt.

Der selbstbewusste PR-Mann ist stets korrekt gekleidet und findet deshalb gar nichts dabei, dass sich Scharping für umgerechnet knapp 27.000 Euro gemeinsam mit ihm bei einem Herrenausstatter eindeckte. "Ich habe viel mehr gekauft." Nachdem seine professionellen Künste bei Scharping versagten, bleibt abzuwarten, ob zumindest seine private Anbahnung erfolgreich war: Scharping hat seine nunmehrige Lebensgefährtin Kristina Gräfin Pilati über Hunzingers Vermittlung kennen gelernt.

(DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2002)