Lübeck - Das klassische Skalpell könnte im Operationssaal bald der musealen Vergangenheit angehören: Wissenschafter entwickeln zurzeit in Lübeck ein Infrarot-Laserskalpell, das bei so genannten Schlüssellochoperationen herkömmliches OP-Besteck ersetzen soll. Die Mitarbeiter am Medizinischen Laserzentrum Lübeck (MLL) rechnen bis Ende kommenden Jahres mit einem klinischen Einsatz des neuen Gerätes.Der Laser soll zunächst für minimal-invasive Eingriffe im Bauchraum entwickelt werden. Dort soll er sowohl Gewebe schneiden als auch Blutgefäße veröden. Da beide Arbeiten bei jedem Eingriff vorkommen und viel Zeit in Anspruch nehmen, wäre die Entwicklung eine Entlastung für Chirurgen und würde zudem die Operationsdauer deutlich verkürzen. Die herkömmlichen Lasersysteme, die in der Medizin verwendet werden, haben den Nachteil, dass sie entweder nur an der Körperoberfläche eingesetzt werden können oder schlecht schneiden. Die Industrie benutzt jedoch seit etwa zwei Jahren einen neuartigen, so genannten diodengepumpten Festkörperlaser zum Schweißen von Kunststofffolien. Dieses System wollen die Lübecker Forscher für ihre Zwecke umgestalten. Zunächst konzentriert sich die Forschung vor allem auf die Eindringtiefe und die Schneidleistung des Lasers. Die Entwicklung des Laserskalpells möglichst bis zur Serienreife ist Teil des Forschungsprojekts CEMET: Dessen Ziel ist die Entwicklung eines "Operationssaales 2010", in dem unter Einsatz modernster Technik operiert werden kann. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20./21. 7. 2002)