London - Wegen seiner offenen Sympathie für den Kommunismus ist der britische Komiker Charlie Chaplin in den 50er Jahren nach einem Zeitungsbericht nicht zum Ritter geschlagen worden. Die damalige konservative Regierung habe Chaplin im Oktober 1956 diese Ehre erteilen wollen, aus Rücksicht auf die Regierung in Washington jedoch darauf verzichtet, berichtet der "Sunday Telegraph" unter Berufung auf bisher geheime Dokumente des britischen Außenministeriums. Demnach ließ London seine Pläne auf Anraten von britischen Diplomaten in Washington fallen. Chaplins Nähe zum Kommunismus sei "Wasser auf die Mühlen" seiner Kritiker gewesen, zitiert die Zeitung aus einem Memorandum des Ministeriums. Aber auch Chaplins Ehen mit zwei Minderjährigen 1918 und 1924 hätten viele Amerikaner entsetzt. Die Öffentlichkeit in den USA habe die "Skandale" Chaplins aus den 20er Jahren noch in lebhafter Erinnerung, mit denen er selbst "weltoffene" Gemüter schockiert habe, wird laut "Sunday Telegraph" in dem Memorandum ein britischer Diplomat zitiert. Nach Ansicht des Filmhistorikers Kevin Brownlow wurde dem Weltstar in den USA auch seine vernichtende Kritik am Kapitalismus in dem Film "Moderne Zeiten" aus dem Jahr 1936 übelgenommen. Chaplin lebte lange Zeit in den USA. Als er Anfang der 50er Jahre nach Europa zurückkehrte, erteilten die USA ihm ein Einreiseverbot. Erst im Alter von 86 Jahren schlug die Queen den Komiker 1975 zum Ritter. 18 Monate später starb er. (APA)