Nach fast zwei Jahrzehnten Bürgerkrieg gibt es wieder einmal Hoffnung auf Frieden für den Sudan. Die islamische Regierung in Khartum und die christlich-animistischen Rebellen im Süden haben sich auf ein Procedere geeinigt, das zu einem umfassenden Waffenstillstand führen soll. Dem postkolonialen Morden sind bis jetzt rund zwei Millionen Menschen zum Opfer gefallen.

Als 1999 im Süden des Landes trotz des Krieges mit der Erdölförderung im großen Stil begonnen wurde - die österreichische OMV investierte in derzeit stillgelegte Bohrungen kolportierte 36 Millionen Euro -, stieg der Lebensstandard im Norden relativ rapide. Dort herrscht Währungsstabilität, die Inflation wurde von 133 auf acht Prozent reduziert, das Bruttoinlandsprodukt des flächengrößten Staates in Afrika stieg 2001 um sieben Prozent, die Handelsbilanz war positiv, und in Khartum, der anerkannt hässlichsten Stadt am Kontinent, wird nun wieder offiziell gesündigt und Alkohol verkauft. Mit der Hebung der Lebensqualität verlor der Fundamentalismus an Boden, Chefideologe Hassan al-Turabi wurde sogar unter Hausarrest gestellt, das Regime erkaufte sich Unterstützung mit den Erdöleinnahmen.

Nur dort, wo die derzeit 200.000 Barrel Öl täglich gefördert werden, im Süden, spürte man von den materiellen Segnungen nichts. Im Gegenteil: Um den Zugriff auf die Ölfelder zu sichern, wurden Hunderttausende potenzielle Rebellen, sprich die schwarze Zivilbevölkerung, von der Regierung gewaltsam vertrieben. Den Rest besorgten Hunger und Dürre.

In Erwartung des ganz großen Geldes - die OMV schätzt die Erdölfelder als extrem ergiebig ein - einigten sich nun Regierungsdiktatur und Rebellendiktatur offenbar auf einen finanziellen Verteilungsschlüssel, der Krieg kann somit beendet werden. Was allerdings nicht heißt, dass das Geld auch wirklich der geschundenen Zivilbevölkerung zugute kommen wird. (DER STANDARD, Printausgabe, 22.7.2002)