Telekom
US-Telekomriese WorldCom stellt Konkursantrag
Größter Firmenkonkurs in den USA - WorldCom Austria von Konzern-Pleite nicht betroffen
Das wegen eines Bilanzskandals in
Turbulenzen geratene US-Telekommunikationsunternehmen WorldCom ist
zahlungsunfähig. In dem größten Firmenkonkurs in der US-Geschichte
stellte das Unternehmen am Sonntag in New York
Insolvenzantrag. Hilfe
WorldCom will die Krise nach den Worten seines
Vorstandsvorsitzenden John Sidgmore mit Hilfe eines
Umstrukturierungsprogramms binnen zwölf Monaten überwinden. Das
Unternehmen habe Zusagen für Finanzspritzen in Höhe von rund zwei
Mrd. Dollar. WorldCom werde versuchen, einige Unternehmensbereiche zu
verkaufen, die nicht zum Kerngeschäft zählten und Anteile in Aktien
umzuwandeln. Das Unternehmen hat bereits die Entlassung von 17.000
Beschäftigten angekündigt, das entspricht 20 Prozent aller
Mitarbeiter weltweit.
Sidgmore erklärte, höchste Priorität habe die finanzielle
Stabilisierung des Unternehmens. Er erwarte nicht, dass der Schritt
für Angestellte und Kunden große Auswirkungen haben werde. "Wir
sollten genügend Bargeld haben, um es zu schaffen", sagte Sidgmore.
Der internationale Geschäftsbereich des Unternehmens sei von der
Insolvenz nicht betroffen.
Klar
Analysten rechneten schon länger mit diesem Schritt, weil das
Unternehmen im vergangenen Monat bekannt gegeben hatte, dass fast
vier Mrd. Dollar an Ausgaben in den Bilanzen unterschlagen worden
seien, um profitabler zu erscheinen.
Ende März vermeldete WorldCom Bilanzaktiva von mehr als 100 Mrd.
Dollar, doppelt so viel wie der Energiekonzern Enron. Auch Enron
hatte eingeräumt, den Gewinn in den vergangenen Jahren zu hoch
angegeben und einen Großteil der Schulden nicht in den Bilanzen
ausgewiesen zu haben. Nach gescheiterten Übernahmeverhandlungen mit
Dynegy meldete Enron im Dezember Konkurs an.
Und die Kunden?
In den USA versorgt WorldCom nach eigenen Angaben Mill. von
Geschäfts- und Privatkunden mit einem vollständig integrierten
Kommunikationsdienstleistungspaket für Datenverkehr, Internet und
Orts- und Fernverbindungen. Welche Folge eine Insolvenz für die
Kunden tatsächlich hat, ist noch nicht absehbar. Nach Angaben von
US-Behörden werden die Dienste aber aufrechterhalten. Auch Analysten
rechnen nicht damit, dass das die Kunden unter der Insolvenz leiden
werden.
Vorteile aus der desolaten Lage von WorldCom könnte AT & T ziehen,
ein amerikanischer Anbieter von Ferngesprächen. Das Unternehmen
rechnet nach eigenen Angaben damit, dass WorldCom-Geschäftskunden zu
ihm wechseln. Auch die US-Telefongesellschaft Sprint könnte nach
Einschätzung von Analysten von der WorldCom-Insolvenz profitieren.
WorldCom Austria von Konzern-Pleite nicht betroffen
Die Österreichtochter des in Zahlungsunfähigkeit
geschlitterten US-Telekomriesen WorldCom bleibt von der Pleite ihrer
Mutter vorerst unberührt. Wie alle anderen Niederlassungen außerhalb
Amerikas werde auch die WorldCom Austria vom Gläubigerschutzverfahren
des Konzerns nicht erfasst, betonte eine Sprecherin der
Österreichtochter auf Anfrage.
"Keinerlei Auswirkung"
Die derzeitige Situation habe "keinerlei Auswirkung" auf die
europäischen WorldCom Niederlassungen, deren Mitarbeiter, Kunden und
Lieferanten. "Für uns bedeutet das Business as usual", so die
Sprecherin. Was den Konzern betrifft, hofft WorldCom Austria, dass
dieser nach Abschluss des Gläubigerschutzverfahrens weitergeführt
werden kann.
Kein Personlaabbau
WorldCom Austria beschäftigt zur Zeit 55 Mitarbeiter, die vom
geplanten Personalabbau laut Sprecherin nicht betroffen sind. Das
Unternehmen verfügt über Geschäftskunden im Bereich Telefonie und
Internet. Außerdem vermietet WorldCom Austria auch internationale
Leitungen an heimische Internet- und Telekom-Anbieter. Privatkunden
hat das Unternehmen in Österreich keine. Kunden- und Umsatzzahlen der
Landestochter werden nicht bekannt gegeben. (APA/dpa)