Wien - Was sich wohl die drei Touristen aus Israel denken? Dass in Wien die Opposition für die rechte Regierung sammelt? "Schämen Sie sich", knurrt der Israeli Peter Pilz an.Ironie ist schwer vermittelbar, nicht nur bei Touristen, das erfahren die Grünen beim Spendensammeln für Reinhart Gaugg Montagvormittag am Wiener Graben. Zumal sie mit einem doppelten Bekanntheitsproblem zu kämpfen haben: "Gaugg, wer ist das?", kennt eine junge Frau den abgebildeten Mann auf der Spendenschachtel nicht. Andere wiederum kennen die Spendensammler nicht wirklich: "Der Ding ist da, der Pilz und der Anschober", identifiziert ein älterer Mann Pilz und Karl Öllinger nur zur Hälfte. Und das Anliegen gar nicht: "Wegen Wahlspenden." Auch bei der Dame, die wild entschlossen zehn Euro in die Schachtel wirft, ist nicht klar, für wen sie spenden wollte - für Pilz oder Gaugg. Bei anderen dagegen kommt die Aktion der Grünen, mit der sie gegen das Gaugg-Theater protestieren und ihn zum Rückzug auffordern wollen, an. Sie schleimen sich aus, wie ein Tiroler: "Der hat eh mehr als genug, der Gaugg." Sie ätzen mit Pilz, wie ein junger Mann: "Arm schaut er drein, der Gaugg." Und sie beginnen, wie der Pensionist, mit Öllinger eine Debatte: "Der Gaugg, der soll etwas lernen. Ich kriege 1000 € Pension, der Gaugg soll 9500 bekommen. Eine Zumutung. Nur kassieren und keine Leistung bringen." Immerhin, die Sammelaktion der Grünen findet er gut: "Da kann sich einmal jeder zu Gaugg äußern, der sonst nicht zu Wort kommt." Er zum Beispiel. FP prangert Missstände in der PVA an FPÖ-Generalsekretär Karl Schweitzer ist zum Fall Gaugg schon öfter zu Wort gekommen. Er hat die Bestellung des FPÖ-Sozialsprechers zum Vizegeneraldirektor der Pensionsversicherung (PVA) verteidigt, dessen Vertragswünsche auch, und die zweimalige Ablehnung des Vertrags als Mobbing gegeißelt. Am Montag aber schoss sich Schweitzer im Gefolge von Peter Westenthaler und Jörg Haider auf Ewald Wetscherek, den Generaldirektor der Pensionsversicherung, ein. Dieser habe als bisheriger Chef der Pensionsversicherung der Angestellten zu wenig eingespart. Die Vorwürfe aus Schweitzers "Dossier": Die EDV-Abteilung laufe doppelgleisig, ein EDV-Vertrag sei unnötig extern vergeben worden, der Generaldirektor habe mit 14 zu viele Mitarbeiter, dazu gebe es Stockwerksbetreuer "wie im Ostblock" und fünf Autos mit neun Chauffeuren. Und außerdem seien die Küchen so groß, dass 30 Tortenarten produziert würden. Wetscherek wollte sich zu dem "Pamphlet" nicht äußern: "Vieles ist nicht haltbar, anderes leicht erklärbar." Ernster nimmt er die FPÖ-Forderung nach seiner Ablöse: Ist doch seine im Mai erfolgte Wahl noch nicht durch Sozialminister Herbert Haupt bestätigt. Was er machen würde, falls Haupt die Zustimmung verweigert? - "Die Pension ist eine Variante." Jedenfalls hält es Wetscherek für möglich, dass die Regierung wie im Hauptverband gesetzlich eine neue Führung installiert. Mit dem dritten Vertragsversuch für Gaugg hat Wetscherek nichts mehr zu tun, das macht Karl Haas, Leiter des Überleitungsausschusses. Haas weiß noch nicht, wann der Ausschuss wieder zu Gaugg zusammentritt - verteidigt aber einmal Wetscherek: Mit diesen Attacken wolle die FPÖ nur Privilegien für Gaugg "kaschieren". 9900 € wollte Gaugg bei Vertragsversuch 2. Wenn es nach den Grünen geht, sollte er nicht mehr bekommen, als die Bürger spenden. Das wären, ohne die strittigen zehn Euro, dürftige 44 Cent. Einer davon kam von Herrn Rudolf - mit ein bisschen Unterstützung für Gaugg: "Ich als Selbstständiger habe Verständnis für einen Sondervertrag." (Eva Linsinger/DER STANDARD, Printausgabe, 23.7.2002)