Tour de France
Lance Armstrong äußert seinen Unmut über französische Fans
Ein kleiner Teil des Publikums hat dem US-Amerikaner die Laune gründlich verdorben
Grignan - Auf dem 1909 Meter hohen Gipfel des Mont
Ventoux versperrte ihm kein Konkurrent mehr den klaren Blick nach
Paris. Das vierte Gelbe Trikot bei der Tour de France in Folge dürfte
Lance Armstrong kaum noch zu nehmen sein. Doch ein kleiner Teil des
Tour-Publikums hatte ihm nicht zum ersten Mal die Laune gründlich
verdorben. "Doper, Doper", hatten Zuschauer dem Texaner auf den
letzten drei Kilometern des höllischen Anstiegs auf den Mont Ventoux
entgegen geschrien, als er sich auf der Verfolgung des umjubelten
Ausreißers Richard Virenque befand.Armstrong, der Buhmann
Virenque hatte nach dem Tour-Skandal von 1998 systematisches
Doping lange Zeit geleugnet, um in einem Strafprozess in Lille im
Herbst 2000 reumütig zu gestehen. Davor war er nur durch eine
umstrittene Intervention des Weltverbandes UCI zur Tour 1999
zugelassen worden, obwohl ihn die Organisatoren zur unerwünschten
Person erklärt hatten. Für die französischen Fans war er am Sonntag
aber wieder der strahlende Held. Ganz anders verhält es sich mit
Armstrong: Trotz ständiger Unterstellungen, auch ausgelöst durch
seinen unfassbaren sportlichen Werdegang nach überstandener
Krebs-Erkrankung, wurde dem US-Amerikaner Doping nie nachgewiesen.
Und trotzdem ist er der Buhmann vieler Franzosen.
"Diese Angretrunkenen..."
"Hätte ich von jedem einen Dollar kassiert, der mich angepöbelt
hat, wäre ich heute reich geworden. Diese Leute, die angetrunken
Fahrer beschimpfen, sollen zu Hause bleiben", erregte sich Armstrong
als Tages-Dritter hinter Virenque und dem Russen Alexander Botscharow
nach der Hitzeschlacht am Mont Ventoux. Virenque sprach von einem
"schönen Sonntag", den er seinen Landsleuten geschenkt habe, und
relativierte die Beschimpfungen seines Konkurrenten: "Die Fans hatten
doch nur Angst, dass er mich noch einholt."´
Am Ventoux verloren, die Tour im Ziel
Der entgangene Sieg auf dem Ventoux schmerzte Armstrong. "Aber ich
bin gekommen, um die Tour zu gewinnen. Dass ich meinen Rivalen Zeit
abgenommen habe, ist viel wichtiger, als da oben zu gewinnen. Auf dem
Ventoux werde ich noch meine Chance bekommen", sagte der Texaner, der
heuer leutseliger auftritt als in vergangenen Jahren.(APA)