Wien - Durch ein umfassendes Maßnahmenpaket für heimische Jungunternehmer will Christoph Leitl, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, seinem für 2002 gesetzten Ziel von 30.000 neuen Unternehmungsgründungen näher kommen: Leitl zeigte sich zuversichtlich, bis Jahresende die Zahl der derzeit mehr als 300.000 aktiven Kammermitglieder um zehn Prozent steigern zu können. "Für die öffentliche Hand würden sich somit zusätzliche Einnahmen von einer Milliarde Euro ergeben", sagte Leitl.Nach vorläufigen Zahlen der Wirtschaftskammer, die Leitl am Montag in einer Pressekonferenz präsentierte, wurden heuer im ersten Halbjahr 14.941 Unternehmen neu gegründet - ein Plus von 1107 oder acht Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2001. Bei den Bundesländern ist Wien mit 3383 Neugründungen Spitzenreiter, gefolgt von Niederösterreich mit 3006 und der Steiermark mit 2357 neu geborenen Firmen. Die schwierigen Rahmenbedingungen - vor allem das Konjunkturtief und das Darniederliegen der New Economy - hätten bisher jedenfalls nicht die erwarteten schlechten Auswirkungen auf die Gründungszahlen gehabt, so Leitl. Infobranche vorne Die meisten Jungentrepreneure waren mit 28,4 Prozent in der Informations- und Beratungsbranche zu verzeichnen. An zweiter Stelle lagen mit 27,2 Prozent Gewerbe- und Handwerksbetriebe vor Handeltreibenden mit 26,9 Prozent. Tourismus, Industrie, Transport und Verkehr sowie Finanzdienstleistungen nehmen die folgenden Plätze ein. Zu den Jungunternehmerpleiten der jüngeren Zeit wollte Leitl auf STANDARD-Anfrage keine näheren Angaben machen. "Ich beschäftige mich mit Geburten und Verbesserungen, aber nicht mit Todesfällen", sagte der WKÖ-Präsident. Laut dem österreichischen Kreditschutzverband (KSV) sind im ersten Halbjahr 2002 rund 16 Prozent der 1423 insolventen Unternehmen in Österreich im Jahr 2000 gegründet worden, das heißt: rund zwei Jahre "alt". Ganze 30 Prozent der von Pleiten betroffenen Unternehmen wurden in den Jahren 1995 bis 1999 gegründet. Um Firmengründungen vor allem für Jungunternehmer zukünftig attraktiver zu machen, plane Leitl ein umfassendes Maßnahmenprogramm: Laut dem Oberösterreicher solle mit Jänner nächsten Jahres eine Absenkung und Pauschalierung der Sozialversicherungsbeiträge in Kraft treten. Sozialversicherungkosten sollen so fix kalkulierbar gemacht und den Unternehmen rund 3500 EURO erspart werden. Das Paket solle zudem um einen Gründungsbonus von maximal 7700 EURO auf angespartes Eigenkapital erweitert werden. (nic, DER STANDARD, Printausgabe 23.7.2002)