Wien - Beinahe drei Millionen über 75-Jährige wird es der Statistik Austria zufolge bis 2050 geben, während die Zahl der unter 15-Jährigen im selben Zeitraum auf gut eine Million zurückgeht. Diese alarmierende Prognose nahmen ÖVP-Gesundheitssprecher Erwin Rasinger und ÖAAB-Bundesobmann Werner Fasslabend (VP) Montag zum Anlass, eine Initiative der Volkspartei zum Ausbau der Alterspflege anzukündigen."Wir wollen nicht jedem 80-Jährigen ein Bett im Spital sichern, sondern dafür sorgen, dass man in Österreich 80 ohne Spital wird", kündigte Rasinger an und verurteilte zugleich den "reparaturlastigen Denkansatz im Gesundheitssystem". Tatsächlich ist das Krankenhaus die teuerste Form der Medizinversorgung, vermehrte ambulante und häusliche Betreuung würden die Kosten verringern. Handlungsbedarf besteht etwa bei niedergelassenen Fachärzten: Deutschland ist in diesem Bereich doppelt so gut versorgt wie Österreich. Dass etwas getan werden muss, geht auch aus folgender Tatsache hervor: Inzwischen ist jeder dritte über 85-Jährige pflegebedürftig. Laut Fasslabend erwachsen daraus aber nicht nur zusätzliche Kosten: 35.000 Arbeitsplätze mehr verspricht sich der ÖAAB-Obmann im Gesundheitsbereich, was die Arbeitslosenquote um einen Prozentpunkt verringern würde. Rasinger stellte überdies neue Berufsfelder in Aussicht: So genannte Altenfachbetreuer, gleichsam als Bindeglied zwischen Pflegehelfern und diplomierten Krankenpflegern, sollen der demografischen Entwicklung Rechnung tragen. Der Qualität des Gesundheitswesen wenig zuträglich ist überdies die hohe Dropoutquote in den Pflegeberufen - lediglich fünf Jahre verweilen Krankenschwestern durchschnittlich in ihrem Beruf. Erhöht werden soll die Arbeitsdauer in Spitälern und Pflegeheimen durch ein zusätzliches Teilzeitangebot. Wo liegt aber die Wurzel der Erkrankung des Gesundheitssystems? In der fehlenden Koordination - zumindest aus der Warte des ÖVP-Gesundheitssprechers. Derzeit laufe alles "nach dem Prinzip Wildwuchs"; ein nationaler Gesundheitsplan soll die Vorhaben zukünftig bündeln. Vorbildlich sei etwa das Vorarlberger Modell, das die verschiedenen Krankenkassen an einen gemeinsamen Verhandlungstisch setze. Rasinger verwies zudem auf ein ethisches Problem: "Da 20 Prozent der Bevölkerung 80 Prozent der Leistungen beziehen, ist und bleibt die allgemeine Gesundheit eine Solidaritätsfrage." (gan/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 23. 7. 2002)