"Blackbird"

im Volkstheater
am 31. Juli und am 2. August, 21.00

Foto: ImPulsTanz/© Jirí Kylián
Fünfundzwanzig Jahre hat Jiri Kylián das Nederlands Dans Theater (NDT) in Den Haag erfolgreich geleitet. 1998 widmete ImPulsTanz dem genialen Choreografen Kylián und der laut Kylián "Heiligen Dreifaltigkeit" - den drei Kompanien NDT I, NDT II und NDT III - einen Schwerpunkt innerhalb des Festivals. Als Freischaffender, und immer noch in der Funktion des künstlerischen Beraters und Choreografen für das NDT tätig, kehrt Kylián nach Wien zurück. Blackbird hat er für und mit Megumi Nakamura geschaffen. Kylián greift darin existenzielle Fragen des Lebens auf: Wer sind wir? Woher kommen wir? Wohin führt uns unsere Liebe? Wohin gehen wir? Die Interpretin Megumi Nakamura kennt Kylián seit langem. Sie hat in Frankreich, Monte Carlo und beim NDT getanzt. Heute gehört sie der freien Szene an, ist selbst kreativ und mit dem Aufbau einer kleinen Kompanie in Japan beschäftigt. "Eine besondere Frau, ein sehr eigenständiges Wesen. Sie braucht ihre Freiheit. Vor allem lebt sie für den Tanz," sagt Jiri Kylián im STANDARD-Gespräch. Gemeinsam traten Megumi Nakamura und Kylián eine Reise ins Unbekannte an: "Wir spürten die geheimnisvollen Winkel unserer Seele auf, wo wir das fanden, was der Verstand nicht zu erklären vermag." Das Resultat entpuppt sich als ein Solo mit Partnern. Eine Tanz-Video-Produktion, ein Zeitlupen-Duo, in dem die japanische Tänzerin virtuell von Ken Ossola - er ist nur via Video zu sehen - begleitet wird. Auf der Bühne ist auch eine ältere Frau anwesend: Eri Matsuzaki beobachtet das Geschehen, ist laut Kylián "Hebamme, ständige Begleiterin, ist Alter Ego, steht für das böse Ich. Sie sitzt da, gekleidet in ein wunderschönes Kostüm von Yoshiki Hishinuma und ist einfach anwesend." Mit Blackbird, uraufgeführt im Rahmen des Holland Dance Festival 2001, hat Kylián den Reifeprozess einer dämonischen Frau auf der Bühne verewigt. Und er hat auch seiner Liebe zu Japan, wo er wiederholt tätig war und ist, Ausdruck verliehen: "Es gibt da eine ganz spezifische Spiritualität, die viele Menschen, die ich dort kenne, in sich tragen. Diese Ernsthaftigkeit, mit der sie an die Arbeit gehen, diese fast schon heilige Ehrfurcht empfinde ich als ganz außergewöhnlich." Megumi Nakamura war Kylián Muse und hat das Stück wesentlich mitbestimmt. Als Dank und als Starthilfe für Zukünftiges hat er ihr daher Blackbird sozusagen geschenkt. Ein Geschenk Und das zu betonen ist ihm sehr wichtig: "Megumi Nakamura darf damit machen, was sie will. Denn Blackbird hat sehr viel mit ihr, mit ihrem Wesen zu tun. Ein Tänzer sollte sich konstant weiter entwickeln. So hoffe ich, dass sie dieses Stück lange begleitet, dass sie vielleicht alle Elemente austauscht, sodass nach einigen Jahren etwas vollkommen anderes daraus entsteht. Das wäre mein Wunsch. Es ist zu machen, braucht allerdings eine bestimmte Konzentration und Vision." Die Musik zu Blackbird entstand in Zusammenarbeit mit dem Komponisten Dirk Haubrich. "Es ist bereits das vierte Stück, das Haubrich für mich komponiert hat. Musik ist für mich ja sehr wichtig. Sie inspiriert mich. Also, ich liebe dieses Gemisch von zeitgenössischen Klängen und alten Melodien. Aus diesem Grund sind in Blackbird auch traditionelle Lieder aus Georgien, Tibet und Indien zu hören." (Ursula Kneiss , DER STANDARD, Printausgabe vom 23. Juli 2002)