Technik
Jacques Piccard - Der Pionier der Tiefseeforschung ist 80
Am 23. Jänner 1960 war Jacques Piccard so tief gesunken wie kein Mensch zuvor...
Lausanne - Am 23. Jänner 1960 war Jacques Piccard so
tief gesunken wie kein Mensch zuvor: Nach viereinhalb Stunden
Tauchfahrt hatte der Schweizer Tiefseeforscher um 13.06 Uhr mit dem
legendären U-Boot "Trieste" den Boden des Marianengrabens im
Westpazifik erreicht, gemeinsam mit dem US-Marineleutnant Don Walsh.
Am 28. Juli feiert der Vorreiter der Tiefseeforschung seinen 80.
Geburtstag.Schiff mit Vater Auguste konstruiert
170.000 Tonnen Wasserdruck lasteten in 10.916 Metern Meerestiefe
auf dem von Piccard gemeinsam mit seinem Vater Auguste konstruierten
Bathyskaphen (von griechisch "bathys": Tiefe, "skaphos": Schiff). Mit
seiner Bestmarke sorgte der 1922 in Brüssel geborene Piccard
international für Schlagzeilen und setzte zugleich eine
Familientradition fort: Bereits sein Vater, der Stratosphärenforscher
Auguste Piccard, sorgte 1931 für Aufsehen, als er mit einem Ballon
auf mehr als 16.000 Meter Höhe stieg.
Bertrand Piccard umrundete erstmals per Heißluftballon die Erde
Nicht wenig verwunderlich, dass mit Bertrand Piccard auch der
jüngste Spross der Familie bereits eine Rekordmarke erreichte: Er
umrundete zusammen mit dem Briten Brian Jones im März 1999 erstmals
per Heißluftballon die Erde in einem Non-Stop-Flug - drei Jahre vor
dem US-Abenteurer Steve Fosset, dem nach sechs Anläufen kürzlich als
erstem die Weltumrundung im Ballon ohne Begleiter gelang.
Mesoskaph"
Auch nach dem Erreichen der tiefsten Stelle des Ozeans südwestlich
der Insel Guam hielt Jacques Piccard an der Meeresforschung fest:
1968 ließ sich der Schweizer mehr als 2.500 Kilometer in 200 Metern
Tiefe von Florida nach Neu-Fundland treiben, um den Golfstrom zu
ergründen. Von 1979 an widmete Piccard, der ursprünglich in Genf
einmal Sozial- und Wirtschaftswissenschaften studiert hatte, seine
Aufmerksamkeit den Seen in den Alpen. Doch auch abseits von
Wissenschaft und Forschung machte er sich stets für seine
Leidenschaft stark: So auf der Landesausstellung 1964 in Lausanne,
für die er eigens den 166 Tonnen schweren "Mesoskaph" baute. Mit
diesem U-Boot reisten 33.000 Besucher auf 60 Meter Tiefe in den
Genfer See.
Mit seinem letzten Forschungsboot, der "Forel", stand Piccard
sogar einmal im Dienst der Kriminalpolizei, für die er im Genfer See
nach einer Frauenleiche suchte. Heute setzt die von ihm gegründete
Stiftung zum Studium und Schutz der Meere und Seen mit Sitz in Cully
am Genfer See seine Arbeit fort. (APA/dpa)