New York – Nach der Berg- und Talfahrt der internationalen Börsen in der Nacht auf Donnerstag (der Dow-Jones-Index schloss nach anfänglichen Verlusten mit einem Plus von 6,35 Prozent) kamen die Finanzmärkte auch am Donnerstag selbst nicht zur Ruhe. Anfänglich recht hohe Gewinne in Europa schmolzen nach der Veröffentlichung widersprüchlicher US-Konjunkturdaten wieder dahin, der Frankfurter DAX verlor mehr als drei Prozent. Am Freitag tendierte die frankfurter Börse im frühen Geschäft mit leichteren Kursen. Der DAX verlor bis 9:50 Uhr MESZ 5,58 Einheiten oder 0,16 Prozent auf 3.514,88 Zähler. Die Unsicherheit ist weiterhin groß. So hat sich der DAX zum Start zunächst unentschlossen gezeigt und um den Vortagesschluss beide Richtungen getestet. Gewinner und Verlierer halten sich etwa die Waage. Viele Händler wagen weiterhin keine Richtungsprognose. Ob die erwarteten Short-Eindeckungen zum Wochenende zu Gewinnen führten, sei ungewiss. Zumindest dürften sie aber einen Absturz begrenzen, heißt es. Richtungweisende Impulse seien von der Kursentwicklung an Wall Street und dem Michigan-Index für Juli zu erwarten.

In den USA zeigte sich der Dow Jones-Index nach der Vortages-Rally knapp behauptet, der Nasdaq-Composite-Index verlor, belastet von schachen Unternehmensausblicken, 3,88 Prozent.

Wien gewann rund zwei Prozent, nachdem der Markt am Mittwoch um über vier Prozent eingebrochen war. Am Freitag zeigte sich der ATX im frühen Handel bei geringem Anfangsvolumen mit knapp behaupteter Tendenz. Nach Ablauf der meisten Eröffnungsauktionen errechnet er sich um 9:45 Uhr MESZ mit 1.144,19 Punkten nach 1.145,05 Einheiten am Donnerstag, das ist ein Minus von 0,86 Punkten bzw. 0,08 Prozent.

Die US-Auftragseingänge für langlebige Güter sind im Juni 2002 unerwartet um fast vier Prozent gefallen. Die Nachfrage nach langlebigen Konsumgütern wie Autos gilt als guter Konjunkturindikator. Von Reuters befragte Analysten hatten einen Anstieg von 0,7 Prozent erwartet. Der Auftragswert für Gebrauchsgüter fiel im Juni hingegen um 3,8 Prozent auf 166,602 Mrd. Dollar (168 Mrd. Euro), teilte das US-Handelsministerium mit. Das Ministerium revidierte die Mai-Entwicklung der Auftragseingänge auf plus 0,6 Prozent von plus 0,9 Prozent nach unten. Ohne Berücksichtigung von Rüstungsgütern fiel der Auftragseingang im Juni um 4,8 (Vormonat plus 0,8) Prozent.

Konjunkturerholung zeigt sich am Arbeitsmarkt

Positiv hingegen die Entwicklung bei den Arbeitslosen: Die Zahl der Erstanträge auf Leistungen im Rahmen der US-Arbeitslosenversicherung ist in der Woche zum 20. Juli saisonbereinigt um 21.000 auf 362.000 und damit auf den niedrigsten Stand seit Februar 2001 gefallen. Experten hatten im Durchschnitt einen Anstieg um 1000 erwartet. Volkswirte sagten, die Entwicklung der Erstanträge zeige, dass sich die Konjunkturerholung in den USA nun auch am Arbeitsmarkt zeige. Mitarbeiter des Arbeitsministeriums warnten davor, die Daten zu überinterpretieren. (Reuters, vwd, DER STANDARD, Printausgabe 26.7.2002)