Forschungsprojekt: Dienst soll Informationen über freie Stellplätze liefern
Redaktion
,
Stoßstange an Stoßstange drücken sich unzählige
Autos im Schneckentempo durch die Straßen, die Zeit bis zum
Arbeitsbeginn oder einem vereinbarten Termin wird immer knapper.
Erreicht man endlich sein Ziel, ist man mit den Nerven am Ende - aber
immer noch nicht angekommen. Denn weit und breit ist kein Parkplatz
in Sicht. Abhilfe für dieses Problem sucht seit Jahresanfang die
Technische Universität (TU) München im Forschungsprojekt
"Koordiniertes Parken in Ballungszentren", kurz
CoPark
.
Parkplätze reservieren, vermitteln und sogar individuell abrechnen soll
Dahinter verbirgt sich ein mobiler Dienst für alle motorisierten
Verkehrsteilnehmer, der Informationen über freie Stellflächen
verwalten, Parkplätze reservieren, vermitteln und sogar individuell
abrechnen soll. Bis Ende 2003 tüfteln Forscher vom Lehrstuhl für
Datenbanksysteme gemeinsam mit ihren Kollegen von der Verkehrs- und
Stadtplanung an dem Parkprojekt. Mit an Bord sind auch Unternehmen
wie Siemens und der Münchner Verkehrsverbund.
"Freie Parkplätze möglichst gut auszulasten"
"Ziel ist es, freie Parkplätze möglichst gut auszulasten",
erläutert der Informatiker Dietmar Scharf von der TU. Der Trick: Ein
Autofahrer sucht nicht erst an Ort und Stelle einen Parkplatz,
sondern reserviert ihn bereits zu Beginn der Fahrt über CoPark. Das
System ermittelt in der Nähe des Ziels einen freien Platz auf einem
öffentlichen oder privaten Parkplatz oder in einem Parkhaus.
Ohne Ehrenrunde
Per UMTS-Handy oder elektronischem Notizbuch erhält der Autofahrer
unterwegs die Ortsbeschreibung, um den freien Parkplatz ohne suchende
Ehrenrunden gezielt ansteuern zu können. Ein roter Pfeil auf einer
kleinen Straßenkarte weist in einer Demo-Version den Weg zum
angegebenen Stellplatz. "Später sollen die Daten auch in
Navigationssysteme im Auto eingespeist werden", sagt Scharf.
Parken wo ein Auto steht
Wie aber hält man den reservierten Platz bis zur Ankunft frei?
"Durch ein anderes Auto, das bereits dort parkt und dann wegfährt",
antwortet der Informatiker von der Technischen Universität. Über den
Wechsel auf dem Parkplatz können sich zwei CoPark-Teilnehmer laut
Scharf mit dem Nahfunksystem Bluetooth verständigen. "Wohlverhalten
wird von den Teilnehmern erwartet", sagt Professor Rudolf Bayer. Denn
macht der Fahrer des bereits abgestellten Autos seinen Parkplatz
nicht wie vereinbart frei, funktioniert CoPark nicht.
Kombinierten Nutzung von Auto und öffentlichem Nahverkehr
Will ein Pkw-Fahrer erst gar nicht mit dem eigenen Wagen in die
Stadt fahren, kann ihm CoPark auch Informationen liefern zu Park &
Ride, zur kombinierten Nutzung von Auto und öffentlichem Nahverkehr.
Das System soll laut Scharf zudem Gebühren in Parkhäusern direkt
abrechnen. Finanzieren soll sich CoPark über Vermittlungsgebühren,
die jeder Teilnehmer für einen reservierten Parkplatz bezahlt.
Die Vorteile des mobilen Park-Leitsystem liegen für Scharf auf der
Hand. Zum einen werde sich der Suchverkehr deutlich reduzieren. Wie
eine Studie der TU München ergab, will in Stoßzeiten fast jeder
Zweite gar nicht fahren, sondern parken. "Und diese Fahrer sind
unachtsamer", gibt der Informatiker zu bedenken. Gezieltes Anfahren
eines Parkplatzes könne zudem Lärm- und Abgasbelastung verringern. Im
November soll der Prototyp des Park-Dienstes in den Praxis-Test.
BMW setzt auf Elektronik und Internet
Ganz auf Elektronik und Internet setzt der Automobilkonzern BMW
beim Projekt "stadtinfoköln". Dabei kann der Fahrer über das
Navigationssystem seines Autos zum Beispiel einen Parkplatz in einem
Parkhaus online reservieren. Abgerechnet wird später natürlich auch
bargeldlos. Und beim Parken am Straßenrand soll ein elektronischer
Parkschein hinter der Windschutzscheibe eine sekundengenaue
Abrechnung der Parkzeit garantieren.
Der Gang zum Parkscheinautomaten und die Suche nach Kleingeld
entfällt. Und natürlich braucht sich der Fahrer seinen Parkplatz
nicht selbst zu suchen, es versteht sich fast von selbst, dass das
elektronische Navigationssystem den kürzesten und auch staufreien Weg
zum nächstgelegenen Parkplatz sucht. Ziele des Projekt sind die
Entlastung des Fahrers von unangenehmen Aufgaben und die Reduzierung
des innerstädtischen Verkehrsaufkommens.(APA/Irene Preisinger/AP)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.