Wirtschaft
Bei Siemens droht weiterer Stellenabbau
Arbeitnehmer: Gewinnerwartungen zu hoch
München - Arbeitnehmer und Gewerkschaften rechnen wegen
zu hoher Gewinnerwartungen des Managements mit einer Fortsetzung des
drastischen Stellenabbaus bei Siemens. "Wir sehen da kein Ende",
sagte der Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende Ralf Heckmann am Dienstag in
München. Der massive Stellenabbau schade dem Unternehmen. "Die
Produktivität unserer Mitarbeiter lässt wahnsinnig nach, weil jeder
Angst um seinen Arbeitsplatz hat." Betriebsrat und IG Metall
forderten eine Absenkung der mittelfristigen Gewinnziele gerade im
Dienstleistungsbereich des Konzerns und eine Umstrukturierung der
betroffenen Geschäftsgebiete."Die Erwartungen sind zu hoch gesteckt"
In diesem und im vergangenen Geschäftsjahr hatte Deutschlands
größter Elektrokonzern die Streichung von mehr als 28.000 Stellen
angekündigt. Allein beim IT-Dienstleister SBS, den industriellen
Dienstleistungen und bei der Gebäudetechnik sollen laut Heckmann in
Deutschland mehr als 10.000 Arbeitsplätze abgebaut oder ausgegliedert
werden. Heckmann führte dies vor allem auf zu hohe Gewinnerwartungen
zurück. Konzernchef Heinrich von Pierer strebe in den
Dienstleistungsbereichen eine Marge vor Zinsen und Steuern von sechs
bis acht Prozent an. "Die Erwartungen sind zu hoch gesteckt." Im
Dienstleistungsbereich müssten auch zwei Prozent Rendite reichen.
"Schielen auf Quartalszahlen"
"Das Schielen auf Quartalszahlen bestimmt immer mehr das Handeln
des Vorstands", sagte Bertin Eichler, Siemens-Aufsichtsrat für die IG
Metall. Es sei daher zu befürchten, dass die Service-Bereiche
insgesamt zur Disposition gestellt würden. Gemeinsam mit den
Betriebsräten schlägt die Gewerkschaft daher vor, die betroffenen
Gebiete in einem einzigen Montage- und Service-Bereich
zusammenzufassen. Auf diesem Weg könnte beispielsweise in den
Geschäftsführungen viel Geld gespart werden.
Heckmann verwies darauf, dass die betroffenen Bereiche in den
vergangenen Jahren von einzelnen Ausrutschern abgesehen immer
zumindest einen kleinen Gewinn erzielt hätten. Auch im dritten
Quartal des laufenden Geschäftsjahres 2001/02 (30. September) seien
die Zahlen nicht schlecht ausgefallen. Analysten gehen aber davon
aus, dass insbesondere die schwächelnde Netzwerksparte ICN das
Gesamtergebnis des Konzerns weiter belastet. (APA/dpa)