Österreich
Abschreiben statt selbst Schreiben ...
Zunehmender Trend bei Studenten - Hohe Dunkelziffer bei Schummeleien - Professoren wehren sich mit Resolution
Arbeitszeitverkürzung der besonderen Art leisten
sich immer mehr Studenten an deutschen Hochschulen: Abschreiben statt
selbst Schreiben sei zunehmend die Devise bei Haus- und sogar
Prüfungsarbeiten, beklagt der Deutsche Hochschulverband. Die Berufsvertretung der Universitätsprofessoren hat in Bonn eine
Resolution zum Umgang mit Plagiaten an Hochschulen veröffentlicht.
Der Verband fordert Universitätsprofessoren auf, stärker gegen
schriftliche Betrügereien vorzugehen und gibt Hinweise, Fälschungen
im Wissenschaftsbereich auf die Spur zu kommen.
"Einige Studierende stellen sich beim Erstellen schriftlicher
Arbeiten nicht dem Anspruch guter wissenschaftlicher Arbeit",
erklärte der Präsident des Verbandes, Professor Hartmut Schiedermair.
Zahlen, wie viele Studenten in Deutschland betrügen, gebe es nach
Angaben des Verbandes keine, man stütze sich auf vermutete
Dunkelziffern und Angaben einzelner Professoren.
Plagiate nehmen zu
Es gebe jedoch Hinweise, dass immer mehr Studenten ihre Arbeiten
nicht selbst und in wissenschaftlich korrekter Arbeitsweise
anfertigen, sondern Texte Dritter ganz oder teilweise übernehmen und
als eigene wissenschaftliche Leistung ausgeben - also ein Plagiat
abliefern.
Eine anonyme Umfrage des Anbieters http://www.hausarbeiten.de
hatte ergeben, dass vier Prozent der Nutzer die angebotenen Texte
downloaden und als eigene Leistung ausgeben. Und an der University of
California (Berkeley/USA) wurde schon im Jahr 1997 eine Zunahme von
Täuschungen um mehr als das Siebenfache innerhalb von drei Jahren
festgestellt.
Erleichterung durch Internet
Das Internet habe die Betrügerei für Studenten wesentlich
erleichtert und ausgeweitet, erklärte der Hochschulverband.
Zahlreiche Seiten bieten Referate, Haus- und Abschlussarbeiten zum
Download an, zum Beispiel
studis-online.de
oder
diplomarbeiten24.de
. Verschiedene Anbieter distanzieren
sich in ihrem Angebot ausdrücklich von Betrug und Schummelei:
hausarbeiten.de
versteht sich nach eigenen Angaben als online-Archiv für wissenschaftliche Informationen, ähnlich einer
Bibliothek oder den Klausurensammlungen von Fachschaften. Die
Veranstalter bieten sich außerdem als "Kontrollmedium" an, um die
Aufdeckung von Schummeleien zu unterstützen.
"Abkupfern"
"Mit dem Einhalten gewisser Grundregeln steht und fällt jede
wissenschaftlich Qualität", sagte Schiedermair. Die
Auseinandersetzung mit wissenschaftlichem Fehlverhalten und das
Bemühen um eine hohe wissenschaftliche Qualität sei eine wesentliche
Aufgabe des Deutschen Hochschulverbandes. Die Professoren könnten
Plagiaten entgegenwirken, indem sie in der Aufgabenstellung
beispielsweise die Verwendung der neuesten Literatur verlangen oder
durch eine spezielle Themenstellung das "Abkupfern" aus altem
Material unmöglich gemacht wird.
Zwar könne man davon ausgehen, dass eine "überwältigende Mehrheit"
von Studierenden ihre Arbeiten eigenständig und redlich verfasse,
erklärte der Verband. Er wies aber darauf hin, dass ein Plagiat nicht
nur ein Kavaliersdelikt sei, sondern eine Form geistigen Diebstahls
und eine Verletzung des Urheberrechts. Konsequenzen für die Sünder
können Ausschluss von weiteren Prüfungen und Exmatrikulation sein.
Auch für Österreich stehen keine Zahlen zur Verfügung - die
entsprechenden Homepages sind aber natürlich auch für österreichische
Studenten leicht verfügbar und zum Teil sogar noch verlockender als
für deutsche Studierende: Die Arbeit eines deutschen Kollegen für die
eigene auszugeben bzw. Auszüge daraus zu verwenden fällt in
Österreich noch weniger auf... (APA/AP)