Belgrad - In der Bundesrepublik Jugoslawien ist das Misstrauen der Volksgruppen gegeneinander weiterhin sehr hoch. Aus einer Studie des jugoslawischen Ministeriums für Minderheiten geht hervor, dass "Angst, Hass, Misstrauen und Vorurteile" weiterhin für die Beziehungen zwischen den ethnischen Gruppen im gemeinsamen Staat kennzeichnend seien. Laut Belgrader Medien, die sich auf die Ergebnisse der Studie berufen, legten nur 10,3 Prozent der befragten Einwohner Jugoslawiens keine Vorurteile gegenüber anderen Volksgruppen im gemeinsamen Staat an den Tag. Eine "gemäßigte Distanz" bekundeten 58 Prozent der Befragten. 28 Prozent der Befragten ließen eine "ausgeprägte Distanz" und 3,3 Prozent der Studienteilnehmer "extreme Distanz" zu Angehörigen anderer Volksgruppen erkennen. Der zuständige jugoslawische Minister Rasim Ljajic wies bei einer Beratung zur Lage der Minderheiten am Montag darauf hin, dass die ethnischen Vorurteile in der Bevölkerungsgruppe im Alter zwischen 20 und 29 Jahren stärker als bei 50 bis 59-Jährigen ausgeprägt seien. Der Minister führte dies unter anderem auf das Klima des starken Nationalismus zurück, in dem die junge Generation aufgewachsen war. Die im letzten Frühjahr durchgeführte Volkszählung hat nach Angaben des Ministers auch gezeigt, dass sich nur 2,2 Prozent von 7,4 Mio. Einwohner Serbiens als Jugoslawen fühlen. Minister Ljajic nannte dieses Ergebnis "überraschend". Die Volkszählung war im April durchgeführt worden, als sich Belgrad und Podgorica bereits über die Umbildung der jugoslawischen Föderation in einen gemeinsamen Staat unter dem Namen "Serbien und Montenegro" geeinigt hatten. Dies wird nach achtzig Jahren der jugoslawischen Staatsbürgerschaft ein Ende setzen. (APA)