Zeit
CIA-Überläufer soll 1984 Infos in Österreich an Sowjets verkauft haben
Edward Lee Howard im Juli in Moskau verstorben
Washington - Der ehemalige CIA-Mitarbeiter Edward Lee Howard
soll 1984 kurz vor seinem Überlaufen in die damalige Sowjetunion in
Österreich Informationen an Sowjet-Agenten verkauft haben. Dies
berichtete die "New York Times" (NYT, Dienstagausgabe) in einem
Beitrag anlässlich des Todes von Howard, der am 12. Juli unter nicht
geklärten Umständen in Russland verstorben war. Howard war 1985 mit
Hilfe seiner Ehefrau in der Wüste von New Mexico "verschwunden" und
hatte 1986 in Moskau politisches Asyl erhalten. Lügendetektor-Test
Howard musste die CIA verlassen, als er 1983 bei einem
Lügendetektor-Test bei Befragungen zu Taschendiebstahl und seinem
Drogenkonsum offenbar durchfiel. Im Jahr darauf soll es dann zum
Verkauf von Informationen an die Sowjets in Österreich gekommen sein.
Davon hätten die USA wiederum durch einen sowjetischen Agenten
erfahren. Der Vize-Chef des sowjetischen Geheimdiensts, Vitaly
Yurchenko, war 1985 in die USA übergelaufen und hatte Howard durch
seine Aussagen belastet.
Bereits unter Bewachung der CIA war es Howard 1985 dennoch
gelungen, aus den USA zu flüchten. 1986 tauchte er dann in der
Sowjetunion auf, wo er politisches Asyl erhielt, verbunden mit einem
regelmäßigen Einkommen und einer Datscha (Ferienhaus). Seine
Enthüllungen gegenüber den Sowjets versetzten dem CIA-Agentennetz
einen schweren Schlag. Seine angebliche Mitverantwortung für den Tod
des Verteidigungsexperten Adolf Tolkachev, der von den Sowjets
hingerichtet wurde, hat Howard später in seiner Autobiographie ("Safe
House: The Compelling Memoirs of the Only C.I.A. Spy to Seek Asylum
in Russia") bestritten.
Unklarheiten über Howards Tod
Über die genauen Umstände des Todes des 50-jährigen Edward Lee
Howard herrscht Unklarheit. Laut einem Bericht der "Washington Post"
starb der ehemalige Spion und Überläufer bei einem Unfall auf seiner
Datscha. Demnach brach er sich das Genick. Von russischer Seite wurde
diese Version jedoch dementiert. Howard soll zudem an Alkoholismus
und Depressionen gelitten haben. Seine in den USA zurückgebliebene
Familie konnte ihn einige Male in Moskau besuchen. (APA)