Wien - "Wir haben den Zug der Zeit erkannt und wollen die Normen des Gesetzgebers erfüllen", sagte der Präsident der Wirtschaftsprüfer (IWP) Robert Reiter am Mittwoch. Kleiner Schönheitsfehler dabei: Die Prüfer warten noch auf diese Normen. Daher haben sie selbst schon mal Vorschläge erarbeitet.Der erste Schritt aber war der Ausschluss von neun Mitgliedern, die sich nicht an die verpflichtenden Fortbildungskriterien des Vereines gehalten haben. In die Endrunde der schwarzen Schafe hatten sich bis vor drei Monaten 26 von insgesamt 600 Mitgliedern eingereiht. Zudem hat der Vorstand des IWP unter Präsident Robert Reiter beschlossen, einen Überwachungsbeirat einzurichten, der die 65 zertifizierten Prüfer der Wirtschaftsprüfer überwachen soll. Ein bekanntes Mitglied aus dem fünfköpfigen Beirat ist Richard Schenz, Kapitalmarktbeauftragter der Regierung. Festhalten wollen die Wirtschaftsprüfer auf jeden Fall an dem üblichen Prüfungsverfahren der Peer Review: Die Prüfer prüfen einander gegenseitig und werden nicht von Branchenfremden geprüft. Der neue Beirat soll dem Vorwurf entgegen stehen, "die Wirtschaftsprüfer stecken alle unter einer Decke". Bestätigungsvermerk wird erweitert Die dritte Neuerung unter den Anzeichen der Unsicherheit von Investoren in Zeiten der Bilanzskandale: Der von den Wirtschaftsprüfern abgegebene Bestätigungsvermerk soll nach internationalen Grundsätzen erweitert werden, so Reiter. Über Stichproben sollten die Prüfer auch gewisse Schätzungen des Vorstandes eines Unternehmens beurteilen. Nun wünschen sich die Prüfer, dass die Kammer der Wirtschaftstreuhänder, der sie auch angehören, und das Justizministerium sich auf ein Gesetz einigen, in dem diese Vorschläge aufscheinen. Die Offensive des IWP dient auch zur eigenen Absicherung. Denn die USA haben ein 143 Seiten starkes Papier vorgelegt, das laut Reiter "ein Schnellschuss ohne ausreichende fachliche Diskussion und unter dem Blickpunkt der bevorstehenden Wahlen zu lesen" sei. Betroffen sind auch die ausländischen Wirtschaftsprüfer. Romuald Bertl, Vorgänger von Reiter an der Spitze des IWP, sagt: "Das berührt uns unmittelbar, wenn wir als Österreicher eine US-Tochtergesellschaft in Österreich prüfen." Der springende Punkt: In den USA werde der formale Fehler geahndet, nicht der materielle. (este, DER STANDARD, Printausgabe 25.7.2002)