Rom - Hungerstreiks sind in Italiens Politik offenbar zu einer sommerlichen Modeerscheinung geworden. Nach dem Chef der Radikalen Partei, Marco Pannella, der in den vergangenen Wochen einen Hunger- und Durststreik wegen zwölf seit einem Jahr unbesetzten Abgeordnetensitzen geführt hatte, beginnt nun ein weiterer italienischer Parteivorsitzender eine Aufsehen erregende Protestaktion. Der Chef der zum oppositionellen Mitte-Links-Bündnis gehörenden UDR (Demokratische Union für die Republik), Clemente Mastella, trat am Mittwoch in den Hungerstreik, um gegen eine neue Regelung zur Parteienfinanzierung zu protestieren. Die zur Finanzierung der Parteien vorgesehenen Staatsgelder werden im Verhältnis zu den Stimmen aufgeteilt, die die Parteien bei den Parlaments-, Regional- oder Europawahlen erhalten haben. Bisher konnten nur Parteien öffentliche Finanzierungsgelder erhalten, die bei den Wahlen die Vier-Prozent-Sperrklausel bewältigt hatten. Laut den neuen Vorschriften genügt es, dass die Partei ein Prozent der Stimmen auf nationaler Basis erhalten hat, um Zuwendungen einstecken zu können. Diese Klausel versperrt Mastellas Gruppierung trotzdem den Zugang zu den öffentlichen Finanzierungen, die das Überleben der Kleinpartei ermöglichen. Seine Partei hatte nämlich nicht um die nach Proporzsystem verteilten Parlamentssitze (25 Prozent) geworben, sondern hatte nur dank des Bündnisses mit dem Mitte-Links-Block einige Deputierte in die Abgeordnetenkammer gebracht. Mastellas Hungerstreik sorgt für neue Spannungen im Oppositionsblock. Bei einer Pressekonferenz in Rom beschuldigte Mastella Oppositionschef Francesco Rutelli, ihn aus dem Bündnis ausschließen zu wollen. "Rutelli ist ein Zwerg der Politik. Er will uns aus dem Bündnis drängen", so Mastella. Sein Protest droht Spaltung innerhalb des Oppositionsbündnisses zu vertiefen. Rutelli stößt auf zunehmende Schwierigkeiten, die streitsüchtigen Gruppierungen des Bündnisses unter Kontrolle zu halten.(APA)