Wie weiland Asterix gegen das römische Heer kämpfen die wackeren Streiter von Greenpeace gegen die hochkomplexe europäische Maschinerie zur Patentierung menschlichen Lebens. Mit der Aufhebung wesentlicher Punkte des so genannten "Edinburgh-Patents" ist ihnen ein nicht unwesentlicher Sieg gelungen: Alle Punkte, die die Nutzung und Züchtung menschlicher und tierischer Embryonen umfassen, wurden gestrichen. Lediglich aus adulten Zellen, also aus Zellen bereits geborener Lebewesen, dürfen Stammzellen gewonnen werden. Dennoch stellt das Urteil nicht, wie von Greenpeace erhofft, einen Sieg gegen die Patentierung von Leben dar.Stoffpatente, also Patente auf isolierte Elemente des menschlichen Körpers, etwa einzelne Gene oder Gensequenzen, dürfen weiter vergeben werden - was auch täglich geschieht. Schuld daran ist aber nicht allein das Europäische Patentamt (EPA), das sich nun weigerte, das Urteil über den Einzelfall hinaus als Präzedenzfall zu akzeptieren. Schuld ist die Unentschiedenheit der EU-Regierungen, ob sie ihre Beschlüsse nach ethischen oder doch eher nach ökonomischen Erwägungen fällen sollen - beziehungsweise die scheinbare Unentschiedenheit. Offensichtlich kommt immer erst der Euro und dann irgendwann die Moral. Weshalb auch 1998 das Europäische Parlament eine Biopatentrichtlinie verabschiedete, die zwar das Klonen von Menschen verbietet, nicht aber die Patentierbarkeit von Genen. Auf sie beruft sich das EPA - und wenn nun die Regierungen von Deutschland, Italien und den Niederlanden gegen das "Edinburgh-Patent" klagten, so grenzt jedes ethische Argument, das über die reinen Verfahrensmängel hinausgeht, an wohlfeile Heuchelei. Bleiben die wachen Köpfe der NGOs. Solange es Asterix gab, war zumindest nicht ganz Gallien römisch. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 25. 7. 2002)