San Salvador/Montevideo - Erstmals sind zwei ranghohe Generäle für Verbrechen im salvadorianischen Bürgerkrieg zur Rechenschaft gezogen worden. Ein US-Gericht in West Palm Beach verurteilte den ehemaligen Verteidigungsminister José Guillermo García und den Exdirektor der Nationalgarde, Carlos Vidés, zu Entschädigungszahlungen an drei Folteropfer in Höhe von 54,6 Millionen Dollar. Die beiden Exgeneräle leiteten die Anti-Guerilla-Operationen im salvadorianischen Bürgerkrieg Mitte der 80er-Jahre. In diese Phase fallen die schlimmsten Massaker an der Zivilbevölkerung.Die beiden Angeklagten, die seit 1989 in den USA leben, wurden aufgrund der so genannten "Verantwortungskette" verurteilt. Sie hätten dem Schwurgericht zufolge als oberste Befehlshaber Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverbrechen ihrer Untergebenen unterbinden müssen. Umstrittenes Urteil Diese Spruchpraxis ist umstritten. Ein anderes Schwurgericht hatte die beiden vor zwei Jahren im Fall des Mordes an vier US-Missionarinnen für nicht schuldig befunden, da sie keine "effektive Kontrolle" über ihre Truppen ausgeübt hätten. Sollte sich die neue Interpretation durchsetzen, droht Dutzenden von Folterern und Schergen, die sich in den USA niedergelassen haben, ein Prozess. Einer der Kläger, der 50-jährige Carlos Mauricio, sprach von einem "großen Sieg gegen die Straffreiheit". Er äußerte die Hoffnung, dass nun auch weitere Opfer den Gang zur Justiz wagen. Während des Bürgerkrieges von 1981 bis 1992 kamen in El Salvador 75.000 Menschen ums Leben, 7000 gelten als vermisst.(Sandra Weiss/DER STANDARD, Printausgabe, 25.7.2002)