Nahost
Mubarak: Sharon will Friedensbemühungen torpedieren
Ägyptischer Präsident: Gaza-Raketenangriff sollte Vereinbarung Arafats mit radikalen Palästinenser-Organisationen verhindern
Paris - Der ägyptische Staatspräsident Hosni Mubarak hat
den israelischen Regierungschef Ariel Sharon beschuldigt, die
Entspannungsbemühungen im Nahen Osten gezielt zu torpedieren. Nach
einer Unterredung mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques
Chirac im Pariser Elysee-Palast erklärte Mubarak am Donnerstag, die
palästinensische Führung und die radikale Hamas-Bewegung seien im
Begriff gewesen, ein Ende der Gewalt zu vereinbaren. Mit dem
Raketenangriff vom Dienstag in Gaza habe Sharon gezeigt, dass er
"alle Initiativen torpedieren will". Die derzeitige israelische Führung wolle keine Friedenslösung und
setze damit die eigene Bevölkerung großen Gefahren aus, sagte
Mubarak. Die britische Tageszeitung "The Times" hatte am Mittwoch
unter Berufung auf beteiligte internationale Diplomaten gemeldet, der
verheerende israelische Luftangriff auf ein Wohnviertel in Gaza habe
in letzter Minute eine palästinensische Initiative für ein
vorläufiges Ende von Selbstmordattentaten verhindert. Ein
entsprechendes Abkommen zwischen der radikalen islamischen Hamas und
der Fatah-Organisation des palästinensischen Präsidenten Yasser
Arafat sei zum Zeitpunkt der Militäraktion kurz vor der
Unterzeichnung gestanden. Der Raketenangriff zur "Liquidierung" des
Hamas-Anführers Salah Shehade sei eine "bewusste Initiative der
israelischen Regierung" gewesen, um die Bemühungen zu zerstören,
zitierte das Blatt einen der Unterhändler.
Gegenüber der französischen Tageszeitung "Le Figaro" vertrat
Mubarak die Ansicht, Arafat dürfe nicht geschwächt werden, da er als
einziger Palästinenser den Israelis "die nötigen Zugeständnisse"
machen könne. "Wir brauchen Arafat, um den Friedensprozess wieder in
Gang zu setzen. Er muss bleiben bis zum Ende des Prozesses. Ihn heute
zu verdrängen, würde das Chaos auslösen. Wenn Arafat aber der Einzige
bleibt, der Konzessionen macht, dann werden ihm die Palästinenser das
nicht verzeihen. Er braucht israelische Zugeständnisse", sagte
Mubarak, der zugleich an die Amerikaner appellierte, "mit der
Ungerechtigkeit zu brechen, die darin besteht, immer lautstark die
palästinensischen Fehler zu verdammen und vor den israelischen die
Augen zu verschließen".(APA)