Die Sanierung des deutschen Abosenders Premiere macht größere Fortschritte als erwartet. Wie Vorstandschef Georg Kofler am Donnerstag sagte, wurden die Kosten drastisch gesenkt und der operative Verlust im zweiten Quartal um 60 Prozent auf 89,3 Mill. Euro gedrückt. Zugleich stieg der Umsatz auf 190,7 Mill. Euro. "Die Restrukturierung ist weitgehend abgeschlossen", sagte Kofler. "Wir haben unsere Sanierungsziele deutlich übertroffen." Die drohende Insolvenz ist damit nach Ansicht Koflers abgewendet. Ende nächsten Jahres soll Premiere mit 2,9 Millionen Abonnenten erstmals die Gewinnzone erreichen. Bis dahin brauche der Sender weniger als 250 Mill. Euro neue Kredite, sagte Kofler auf einer Pressekonferenz in Unterföhring. In den nächsten Monaten werde das neue Geschäftsmodell potenziellen Investoren präsentiert. Die neue Gesellschafterstruktur werde sich im vierten Quartal formieren. Ob Gläubigerbanken einsteigen, sei "völlig offen. Wir warten auf die Vorstellungen der Investoren, wie sie die neue Premiere haben möchten". Er selbst sei bereit, bis zu 10 Prozent der Anteile zu übernehmen. Der Chef der HypoVereinsbank (HVB), Albrecht Schmidt, sagte unterdessen auf der Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz seines Hauses, es gebe für KirchMedia eine Reihe von Interessenten. "Wir haben einen großen Optimismus, dass wir hier zu einem guten Ergebnis kommen, bei Premiere ist es schwieriger", betonte er. Einen Einstieg bei dem PayTV-Kanal schloss er aus. Bei Premiere wurden die Kosten laut Kofler im zweiten Quartal um ein Drittel auf 280 Mill. Euro gedrückt. Im Oktober sollen von vormals 2.400 Mitarbeitern nur noch 1.400 bei Premiere sein. Das Ziel, die Programmkosten von früher einer Milliarde dauerhaft auf unter 450 Mill. Euro zu senken, sei schon größtenteils erreicht: Die Hollywood-Studios Fox und Dreamworks lieferten ihre Filme künftig zum halben Preis. Auch von anderen Filmstudios erwarte Premiere Preisnachlässe von mindestens 50 Prozent, sagte Kofler. Die Fußball-Bundesliga sei um ein Viertel billiger geworden, und bei der Champions League erwarte er nächstes Jahr deutliche Einsparungen. Trotz der drastischen Kostensenkungen sei die Abonnentenzahl mit 2,4 Millionen stabil geblieben und der Umsatz gegen den Branchentrend sogar um über fünf Prozent auf 190,7 Mill. Euro gesteigert worden. Im nächsten Halbjahr wolle Premiere seinen operativen Verlust weiter drücken auf unter 120 Mill. Euro. Die Finanzierung sei bis in den Herbst gesichert, und bis auf die 100 Millionen Kredit von der Bayerischen Landesbank und der HypoVereinsbank sei der Sender heute frei von Bankschulden. "Der Rohbau steht. Die Innenausstattung hat auch noch ihre Tücken, aber wir sind zuversichtlich", sagte Kofler. Nach dem Weihnachtsgeschäft 2003 soll die für einen Gewinn notwendige Schwelle von 2,9 Millionen Abonnenten überschritten werden, 2004 will Premiere dann erstmals operativ schwarze Zahlen schreiben. Mit einem Nettoüberschuss rechnet Kofler im Jahr 2005. Im ersten Halbjahr 2002 war der Umsatz leicht auf 372 Mill. Euro gestiegen, die operativen Kosten sanken um ein Fünftel auf 637,1 Mill. Euro. Der Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) sank um gut ein Drittel auf 264 Mill. Euro. Der EBIT-Verlust wurde um 41 Prozent auf 290,2 Mill. Euro gedrückt. (APA/AP/Reuters)