Etat
Premiere baut Verluste ab
Insolvenzgefahr gebannt - Georg Kofler peilt für das erste Quartal 2004 "nachhaltig schwarze Zahlen" an
Die Sanierung des deutschen
Abosenders Premiere macht größere Fortschritte als erwartet. Wie
Vorstandschef Georg Kofler am Donnerstag sagte, wurden die Kosten
drastisch gesenkt und der operative Verlust im zweiten Quartal um 60
Prozent auf 89,3 Mill. Euro gedrückt. Zugleich stieg der Umsatz auf
190,7 Mill. Euro. "Die Restrukturierung ist weitgehend
abgeschlossen", sagte Kofler. "Wir haben unsere Sanierungsziele
deutlich übertroffen." Die drohende Insolvenz ist damit nach Ansicht
Koflers abgewendet. Ende nächsten Jahres soll Premiere mit 2,9 Millionen Abonnenten
erstmals die Gewinnzone erreichen. Bis dahin brauche der Sender
weniger als 250 Mill. Euro neue Kredite, sagte Kofler auf einer
Pressekonferenz in Unterföhring.
In den nächsten Monaten werde das neue Geschäftsmodell
potenziellen Investoren präsentiert. Die neue Gesellschafterstruktur
werde sich im vierten Quartal formieren. Ob Gläubigerbanken
einsteigen, sei "völlig offen. Wir warten auf die Vorstellungen der
Investoren, wie sie die neue Premiere haben möchten". Er selbst sei
bereit, bis zu 10 Prozent der Anteile zu übernehmen.
Der Chef der HypoVereinsbank (HVB), Albrecht Schmidt, sagte
unterdessen auf der Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz seines
Hauses, es gebe für KirchMedia eine Reihe von Interessenten. "Wir
haben einen großen Optimismus, dass wir hier zu einem guten Ergebnis
kommen, bei Premiere ist es schwieriger", betonte er. Einen Einstieg
bei dem PayTV-Kanal schloss er aus.
Bei Premiere wurden die Kosten laut Kofler im zweiten Quartal um
ein Drittel auf 280 Mill. Euro gedrückt. Im Oktober sollen von
vormals 2.400 Mitarbeitern nur noch 1.400 bei Premiere sein. Das
Ziel, die Programmkosten von früher einer Milliarde dauerhaft auf
unter 450 Mill. Euro zu senken, sei schon größtenteils erreicht: Die
Hollywood-Studios Fox und Dreamworks lieferten ihre Filme künftig zum
halben Preis. Auch von anderen Filmstudios erwarte Premiere
Preisnachlässe von mindestens 50 Prozent, sagte Kofler. Die
Fußball-Bundesliga sei um ein Viertel billiger geworden, und bei der
Champions League erwarte er nächstes Jahr deutliche Einsparungen.
Trotz der drastischen Kostensenkungen sei die Abonnentenzahl mit
2,4 Millionen stabil geblieben und der Umsatz gegen den Branchentrend
sogar um über fünf Prozent auf 190,7 Mill. Euro gesteigert worden. Im
nächsten Halbjahr wolle Premiere seinen operativen Verlust weiter
drücken auf unter 120 Mill. Euro. Die Finanzierung sei bis in den
Herbst gesichert, und bis auf die 100 Millionen Kredit von der
Bayerischen Landesbank und der HypoVereinsbank sei der Sender heute
frei von Bankschulden.
"Der Rohbau steht. Die Innenausstattung hat auch noch ihre Tücken,
aber wir sind zuversichtlich", sagte Kofler. Nach dem
Weihnachtsgeschäft 2003 soll die für einen Gewinn notwendige Schwelle
von 2,9 Millionen Abonnenten überschritten werden, 2004 will Premiere
dann erstmals operativ schwarze Zahlen schreiben. Mit einem
Nettoüberschuss rechnet Kofler im Jahr 2005.
Im ersten Halbjahr 2002 war der Umsatz leicht auf 372 Mill. Euro
gestiegen, die operativen Kosten sanken um ein Fünftel auf 637,1
Mill. Euro. Der Verlust vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen
(EBITDA) sank um gut ein Drittel auf 264 Mill. Euro. Der EBIT-Verlust
wurde um 41 Prozent auf 290,2 Mill. Euro gedrückt. (APA/AP/Reuters)