Wien/Graz - Seit den 70er Jahren beeinflussen deutsche Produktionen und die in Deutschland durchgeführte Synchronisation fremdsprachiger Filme das "Österreichische Deutsch". Mit der Einführung von Kabelfernsehen (1984) und Satelliten-TV (1991) hat sich dieser Trend verstärkt, schreibt der Grazer Germanist Rudolf Muhr in einer im "Journal of Historical Pragmatics" veröffentlichten Studie.Beispiele Ein Beweis für die Beeinflussung durch das "Deutsche Deutsch" ist für Muhr das Wort "mal", das vor allem in zeitgenössischer Musik, Videos sowie in der Werbung vorkommt. Dabei wird "mal" in durchaus anderer Funktion benutzt: Für Sprecher des "Deutschen Deutsch" stellt das Wort eine höfliche Aufwertung dar, während es in Österreich eine nicht so positive Konnotation hat ( "Mail mal", "Augenblick mal"). Weitere Beispiele für "Deutsches Deutsch": "Kohle haben" für "Geld haben", "was drauf haben" für "gut sein", "pennen" für das österreichische Dialektwort "büseln", "kotzen" für "brechen", "Verkühlung" für "Erkältung", "morgens/ am Morgen" für "Früh/ in der Früh", "Junge" für "Bub", "Tomate" für "Paradeiser". Auch Geschlechtswechsel sind zu beobachten: Aus dem österreichischen "der Akt" wurde das deutsche "die Akte" - nicht zuletzt durch den Einfluss der TV-Serie "Die Akte X". Besonders großer Beliebtheit erfreuen sich deutsche Privatsender wie RTL, Sat1, Pro7, Kabel 1 und RTL2 bei den 14- bis 25-Jährigen. Nicht zu vergessen sind auch die Musiksender MTV und VIVA 1+2 - gerade diese Altersgruppe ist mit wachsendem TV-Konsum für den Sprachwandel am empfänglichsten. Synchronisationen Eine weitere Quelle der Sprachbeeinflussung ist die Dominanz von Filmen und Serien US-amerikanischen Ursprungs, sowohl im Deutschen als auch im österreichischen Fernsehen. Typische Beispiele dafür sind Langzeitserien wie z.B. "Friends", "Emergency Room", "Chicago Hope, "Baywatch", "Melrose Place". Alle amerikanischen Filme und Serien werden in Deutschland übersetzt und in der synchronisierten Version ausgestrahlt. Auf Grund dessen werde man also, ohne es bewusst wahrzunehmen, mit dem "Deutschen Deutsch" aus den diversen Übersetzungen der amerikanischen Produktionen konfrontiert, schreibt Muhr. Somit fließt das "Deutsche Deutsch" auch über ORF 1 und ORF 2 in die österreichischen Haushalte. Nicht zu vergessen sind dabei die Co-Produktionen des ORF mit deutschen Sendern wie "Kommissar Rex", "Tatort" und "Der Alte". Diese werden größtenteils in Deutschland gedreht, die Rollen mit deutschen Schauspielern besetzt. (APA)