International
Mutmaßlicher Terrorist Moussaoui zieht Schuldbekenntnisse zurück
Dem "20. Mann" der Luftpiraten vom 11. September droht die Todesstrafe
Alexandria - Der wegen der Anschläge vom 11.
September angeklagte Franzose Zacarias Moussaoui hat vor einem
US-Bundesgericht innerhalb kurzer Zeit eine 180-Grad-Wendung
vollführt und ein vorheriges Schuldbekenntnis zurückgezogen. "In
Verpflichtung gegenüber meinem Schöpfer Allah ziehe ich meine
Schuldbekenntnis zurück, um mein Leben zu retten und zu verteidigen",
sagte Moussaoui am Donnerstag vor dem Gericht in Alexandria bei
Washington.Zuvor für schuldig bekannt
Nur kurz zuvor hatte sich der Franzose in vier der sechs gegen ihn
erhobenen Anklagepunkte für schuldig bekannt. Für jeden der vier
Anklagepunkte droht ihm die Todesstrafe. Moussaoui ist unter anderem
wegen Verschwörungen zur Verübung terroristischer Akte, zur
Luftpiraterie, zur Zerstörung von Flugzeugen sowie zur Ermordung von
US-Staatsbürgern angeklagt.
Motive für die Kehrtwende waren zunächst unklar
Schon vor einer Woche hatte Moussaoui angekündigt, dass er sich
schuldig bekennen wolle. Er begründete dies damit, dass er der
Todesstrafe entgehen wolle. Der Franzose hatte allerdings keinerlei
Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft getroffen, so dass ihm auch
mit dem Schuldbekenntnis durchaus die Todesstrafe gedroht hätte.
Richterin Leonie Brikema gab ihm eine Woche Bedenkzeit, da der
Angeklagte in der Vergangenheit schon wiederholt seine Meinung
geändert habe. Zu Beginn des neuen Gerichtstermins an diesem
Donnerstag wiederholte Moussaoui dann sein Schuldbekenntnis, um sich
nur wenig später zu korrigieren. Die Motive für die Kehrtwende waren
zunächst unklar.
Eigener Verteidiger
Der Franko-Marokkaner, der als sein eigener Verteidiger auftritt,
hatte sich vor seinem Widerruf zunächst schuldig bekannt, an einer
Verschwörung zur Durchführung von Terrorakten, zur Flugentführung,
zur Zerstörung eines Flugzeuges und zur Benutzung von
Massenvernichtungswaffen teilgenommen zu haben. Auf nicht schuldig
hatte er in den Punkten Verschwörung zur Ermordung von amerikanischen
Bürgern und zur Zerstörung von US-Eigentum plädiert.
In Pilotenschule verdächtig erschienen
Die US-Strafverfolgungsbehörden halten Moussaoui für den "20.
Mann" der Luftpiraten vom 11. September. Nach ihren Angaben sollte er
als fünfter Mann an der Entführung der in Pennsylvania abgestürzten
United-Airlines-Maschine teilnehmen. Dieses Flugzeug war von vier
Entführern gekapert worden, während die übrigen drei Maschinen von je
fünf Männern entführt worden waren. Moussaoui war einen Monat vor den
Anschlägen festgenommen worden, nachdem er an einer Pilotenschule im
US-Bundesstaat Minnesota als verdächtig aufgefallen war. (APA/ dpa)