Wien - Seit die AUA die Abgabe ihres 35-prozentigen Airest-Anteils bekannt gab, ist eine "ungute Stimmung im Betrieb", sagt Betriebsrat Erich Steinacher. In einem von 457 der insgesamt fast 700 Airest-Mitarbeiter unterschriebenen Brief teilten sie Anfang des Monats den beiden Mitgesellschaftern LSG (eine Lufthansa-Tochter) und Gate Gourmet (ehemalige Swissair-Tochter) mit, dass Do&Co als Miteigentümer für sie nicht erstrebenswert sei. Das "würde unseren engagierten Mitarbeitern die positive Motivation nehmen", heißt es im Schreiben.Monopol Stiege Do&Co bei Airest ein, gäbe es im heimischen Cateringgeschäft außerdem wieder ein Monopol. "Eine kartellrechtliche Anfechtung wäre nicht auszuschließen". Eine Monopolstellung, die es in kaum einem anderen Land gebe, sei zudem schlecht für die Preise, wird argumentiert. "Wir wünschen uns, dass die Konkurrenz aufrecht bleibt, denn einen Flughafen mit nur einem Caterer gibt es nur in der Provinz", meint ein Mitarbeiter. Doch Tatsache ist, dass es in einem liberalisierten Markt jedem freisteht, ein Unternehmen zu gründen. 7,5 Millionen Essen Die Airest in ihrer jetzigen Form wurde 1980 gegründet. Heute arbeiten allein im Catering 360 Mitarbeiter, die im Vorjahr 7,5 Mio. Mahlzeiten für rund 40 Airlines herstellten. Zum Vergleich: Do&Co beliefert von Wien-Simmering aus die Lauda Air mit jährlich rund zwei Mio. Mahlzeiten. An Spitzentagen wie jetzt an den Sommerwochenenden werden über 21.000 Mahlzeiten täglich produziert. Im Zweischichtbetrieb an sieben Tagen die Woche. Die Airest zählt damit zu den fünf größten Gastronomiebetrieben des Landes. Die ersten Mitarbeiter beginnen um zwei Uhr morgens, die letzten gehen um 23 Uhr. Die überwiegende Zahl der Hilfskräfte aus fast 40 Nationen verdienen 1070 € pro Monat und bekommen, wie alle anderen auch, täglich mehrere Mahlzeiten zum symbolischen Preis von zehn Cent. Damit soll "Mundraub" verhindert werden; also dass sich die Belegschaft beim Bord_essen selbst bedient, sagt Cateringchef Eric Seiser. Testküchen Welches Essen am Flug serviert wird, bestimmt die Fluggesellschaft. Bei den Präsentationen werden den Kunden neue Menüvorschläge kredenzt, die in den Testküchen entstehen. Gibt es am Flug mehrere Menüs zur Auswahl, gibt die EDV Bestellvorschläge - damit wird verhindert, dass von einem Essen zu viel oder zu wenig an Bord kommt. Die Großküche ist auf dem modernsten Stand, sie wurde erst jüngst um eine Mio. €umgebaut. Induktionsherde sorgen dafür, dass immer nur dann Hitze entsteht, wenn auch tatsächlich ein Topf mit Speisen am Herd steht. Kalt bleibt derzeit die Halal-Küche, wo zuletzt in Abstimmung mit der islamischen Glaubensgemeinschaft nach "muslimischen Kriterien gekocht wurde", erzählt Seiser. Für das gesamte Catering verbraucht die Airest jährlich: 100 Tonen Fisch, 700 Tonnen Fleisch, Wurst, Schinken, 150 Tonnen Käse, 110 Tonnen Butter, 1,1 Mio. Stück Eier, 70.000 Liter Schlagobers und 150.000 Liter Milch. Der Bäcker kommt bis zu fünfmal täglich zum Betriebssitz am Flughafen Wien. Obst und Gemüse werden zweimal täglich frisch geliefert. Essen, das retour kommt, muss ausnahmslos verbrannt werden. In Summe macht das 25 Tonnen pro Woche, die am Flötzersteig entsorgt werden. Auslandsexpansion Im Oktober startet die Airest in Laibach, der ersten Auslandsniederlassung. Der Flughafen Laibach mit jährlich einer Million Passagiere ist etwa so groß wie jener in Salzburg, "mit einem hohen Steigerungspotenzial", sagt Airest-Chef Georg Urbanski. Die Investitionskosten betragen 400.000 €. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe 27.7.2002)