Michael Laub / Remote Control
"Total Masala Slammer- Heartbreak N° 5"

Foto: ImPuls/© Monika Rittershaus
ImPuls/© Monika Rittershaus
Wien - Der zeitgenössische Tanz war in den letzten Jahren ein Experimentierfeld. Es wurde nicht getanzt, es wurden Körper in Einzelteile zerlegt, vermessen, unter die "pathologische" Lupe genommen.

Doch nicht alle Choreografen haben diesen Trend mitgemacht. Einer von ihnen ist Akram Khan. Er wurde in England bestens in modernen Tanztechniken geschult und hat sich schon im Kindesalter den Kathak, einen klassischen nordindischen Tanz, einverleibt. Bei ImPulsTanz stellte er sein erstes, von ihm tänzerisch angeführtes Gruppenstück vor. Kaash spielt sich vor einem riesigen mobilen Fenster ab, einer Art Schlund in das dunkle Ungewisse.

Die Bühne von Anish Kapoor hat nicht zwingend etwas mit Khans Choreografie zu tun. Dieses Stück, obwohl da zwischendurch auch von Gott Shiva die Rede ist, spielt sich davor ab. Zur rhythmisch komplexen Musik von Nitin Sawhney entwickeln sich Bewegungsmuster, den musikalischen Zeitablauf verdoppelnde Gesten, punktgenaue Schritte. Khan kennt die Variationsbreite zeitgenössischen Tanzes, setzt diese ein und bleibt den rhythmisch vorgegebenen Strukturen treu. Der Kathak ist bei ihm zwar abgewandelt, aber immer zu erkennen. Auch das Innehalten hat bei Akram Khan Stil, baut die Spannung umso mehr auf. Kaash war nur einmal zu sehen. Doch ImPulsTanz 2003 bringt voraussichtlich eine Werkschau von Akram Khan.

Den Kathak pur setzt der belgische Tanzregisseur Michael Laub in Total Masala Slammer - Heartbreak N° 5 ein. Es sind die genau kalkulierten Cuts in seinem knapp dreistündigen, nie langatmigen Epos zur "remixten" Musik von Larry Steinbachek.

Ein Liebesdrama, das sich parallel in zwei Kulturen abspielt. Einerseits haben wir es mit einer indischen Schauspielerin zu tun, die nach ihrem Hollywood-Debüt an die große Karriere glaubt. In Hawaii! Ihr zur Seite stets eine zwielichtige Gestalt, der Freund. Andererseits geht es auch um Lotte und Werther. Da rezitiert Astrid Endruweit sprachlich korrekt Auszüge aus Goethes Die Leiden des jungen Werther. In Englisch tut das eher auf süffisante Weise Greg Zuccolo.

Michael Laub hält nichts von konsequentem Erzählstrang. Er mixt seine Szenen, setzt immer wieder und in den diversen Rollen die wunderbare Schauspielerin Stephanie Weyman ein. Laub beherrscht den Umgang mit den Bühne, versteht es, Sprache, Aktion, Tanz westlich und östlich ausbalanciert einzubringen. Das Würzen mit Masala hat er gut im Griff! (DER STANDARD, Printausgabe, 27./28.7.2002)