Wer ohne finanzielle Deckung Nummern anruft, die in TV-Werbespots vorgesungen werden, könnte mitverantwortlich sein für den immensen Umsatzsprung, den Österreichs größtes Inkassobüro im angelaufenen Geschäftsjahr verbuchen konnte. Ebenso standhafte Verweigerer der Pflichtbeiträge zu öffentlich-rechtlichem Rundfunk. Oder schlicht Handybesitzer, die zwar besitzen, aber nicht bezahlen. Denn die Telekom Austria und die ORF-Tochter Gebühren Info Service (GIS) hätten "einen wesentlichen Teil" dazu beigetragen, dass sich die von der Linzer IS Inkasso Service im Vorjahr eingetriebenen Ausstände um sechzig Prozent erhöht haben, so Geschäftsführer Walter Niedermayr.73 Millionen Euro eingetrieben In Österreich trieben im Vorjahr insgesamt rund 45 Inkasso-Gesellschaften im Auftrag von Gläubigern 73 Millionen Euro bei säumigen Schuldnern ein. IS hat laut eigenen Angaben dreißig Prozent Anteil daran, dann folgen die Inkassoabteilung des Kreditschutzverbandes (KSV) und die Linzer Firma OKO (Oberösterreich ist hierzulande übrigens die Hochburg der Inkassobüros). Der "Markt" wird heuer um weitere fünf Prozent wachsen, so Niedermayer. Die im internationalen Vergleich gar nicht so schlechte Zahlungsmoral der Österreicher war über die Jahre relativ konstant. Weder die Euro-Bargeldeinführung noch die aktuell angespannte Lage im Arbeitsmarkt hätten große Einflüsse. Als Inkassobürobetreiber müsse man aber festhalten: "Die Zahlungsmoral verschlechtert sich." Der durchschnittle Österreicher Der durchschnittliche Österreicher lässt 38 Tage verstreichen, bis Schulden beglichen werden. Der Italiener braucht dagegen 88 Tage, der Belgier, Franzose, Engländer um die 60 Tage. Musterschüler: nicht der Deutsche (41 Tage), sondern der Schwede mit 33 Tagen. Neue Kunden "Erfreulich" zumindest für den Schuldeneintreiber sei die Entwicklung im Bereich Telekommunikation - laufend konnte IS große Kunden gewinnen, heuer etwa Telering. Der Umsatzanteil von Medien und Telekommunikation sei in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, derzeit liegt bei IS der Anteil am Gesamtvolumen bei einem Viertel. Der früher größte Auftraggeber, der Versandhandel, hat nur mehr acht Prozent. "Potenzial" sei auch durch die liberalisierten Energiemärkte entstanden. Außerdem erhofft sich Niedermayr auch Aufträge von öffentlichen Institutionen, aber auch von Versicherungen und Verkehrsbetrieben. Laut Niedermayr gebe es beispielsweise Überlegungen, Strafmandate über Inkassobüros einzuheben. (szem, DER STANDARD Printausgabe, 27./28. Juli 2002)