Österreich
Papst verurteilt Missbrauchsfälle katholischer Priester
Oberhaupt der katholischen Kirche spricht bei Weltjugendtreffen in Toronto von "beschämenden Sünden"
Toronto - Die Fälle sexuellen Missbrauchs
in der katholischen Kirche hat Papst Johannes Paul II. auf dem
Weltjugendtreffen in Kanada als beschämende Sünden verurteilt.
Zugleich rief er die mehr als eine halbe Million Jugendlichen bei der
Abschlussmesse am Sonntag auf, weiter zur Kirche zu stehen und sich
nicht von den Verfehlungen Einzelner beirren zu lassen. Unterstützungs-Aufruf
Die Skandale
um pädophile Priester in mehreren Ländern hätten Trauer und
Beschämung hervorgerufen, sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche
bei dem Gottesdienst nahe Toronto. Aber von den Verfehlungen einiger
dürften sich die Gläubigen nicht entmutigen lassen. Die weitaus
meisten Priester und Ordensleute seien entschlossen zum Guten,
betonte der Papst. "Unterstützt sie", rief er den Jugendlichen zu.
"Wenn ihr Jesus liebt, liebt auch die Kirche."
In seiner Predigt beim Festgottesdienst des Weltjugendtags sagte
der Papst am Sonntag, der Schaden, den einige Priester und
Ordensleute jungen Menschen zugefügt hätten, erfülle alle Anwesenden
mit einem "tief empfundenen Gefühl von Trauer und Scham". Die
Jugendlichen sollten sich jedoch von diesen "Sünden und Verfehlungen
einiger" nicht entmutigen lassen. Der Papst erinnerte an die große
Mehrheit der Geistlichen und Ordensleute, die nichts anderes als
dienen und Gutes tun wollen.
Spirituelle Dimension im Vordergrund
Viele der rund 500.000 Gläubigen hatten über Nacht am Ort des
Gottesdienstes ausgeharrt, wo bereits am Vortag ein mehrstündiges
Abendgebet gehalten wurde. Johannes Paul II. rief dabei die
Jugendlichen auf, eine neue Kultur der Freiheit, des Friedens und der
Liebe zu entwickeln. Der Papst ermahnte die Gläubigen auch,
angesichts der technologischen Fortschritte die spirituelle Dimension
im Leben nicht zu vernachlässigen. "Christus alleine ist der
Grundstein, auf den man seine Existenz aufbauen kann", rief der
82-Jährige der jubelnden Menge mit fester Stimme zu.
Was geschehe, wenn Feindseligkeit und Hass die Oberhand gewönnen,
habe "der schreckliche Terroranschlag auf New York" gezeigt. Deshalb
müssten die Menschen lernen, "Stein für Stein die Stadt Gottes
innerhalb der Stadt der Menschen zu bauen". Der Papst sprach in den
beiden Landessprachen Englisch und Französisch von einer riesigen
Bühne unter einem 48 Meter hohen Kreuz zu den Gläubigen, das
kilometerweit zu sehen war. Viele der Teilnehmer hielten Kerzen in
der Hand.
Anwesend war auch der kanadische Ministerpräsident Jean Chretien,
mit dem der Papst zuvor zusammengekommen war. Es war einer der
wenigen offiziellen Termine Johannes Pauls während seines Besuchs in
Kanada. In Wadowice, der polnischen Heimatstadt des Papstes,
verfolgten zahlreiche Jugendliche das Abendgebet auf einer riesigen
Leinwand.
Mehrere zehntausend Menschen hatten am Freitag eine Prozession
durch die Straßen Torontos verfolgt. Zuvor traf eine Gruppe von 14
ausgewählten Teilnehmern des Weltjugendtreffens zu einem gemeinsamen
Mittagessen mit Johannes Paul II. zusammen.
Der nächste Weltjugendtag der katholischen Kirche ist 2005 in Köln
geplant. Der Papst hatte die Tradition 1985 ins Leben gerufen. Am
Montag reist Johannes Paul weiter nach Guatemala. Zum Abschluss
seiner elftägigen Reise fliegt der Papst anschließend nach Mexiko. Es
ist die 97. Auslandsreise seit Beginn seines Pontifikats.(APA/AP/Kathpress/dpa)