Tour de France
Es ist vollbracht
Zum vierten Mal in Folge kletterte und sprintete Lance Armstrong als Sieger durch Frankreich - McEwen gewann letzte Etappe
Paris - Nach der Tour ist vor der Tour. Die abgewandelte
Fußball-Weisheit bleibt weiter Lance Armstrongs Motto. Während er die
Sportwelt durch seinen ununterbrochenen Parforceritt durch Frankreich
seit 1999 weiter in Atem hält, hat er das nächste Ziel fest im
Visier. Nach seinem Sieg Nummer vier steht Nummer fünf im
Tour-Jubiläums-Jahr 2003 bevor. Im Hochleistungssport der Gegenwart
ist Armstrong eine der großen Konstanten. "Im nächsten Jahr kommt er
zur Tour, um sie wieder zu gewinnen", kündigte sein Teamchef Johan
Bruyneel an, und es gibt keinen Widerspruch.Dem Tour-Olymp nahe
Gelänge das dem 30 Jahre alten Amerikaner, hätte er mit dem
spanischen Rekordhalter Miguel Indurain gleichgezogen. Außerdem
könnte Armstrong auf dem Tour-Olymp neben Jacques Anquetil, Eddy
Merckx (Belgien) und Bernard Hinault Platz nehmen. Die Kategorie der
"Übermenschen" in der 99-jährigen Tour-Geschichte ist nämlich
unterteilt. Die beiden Franzosen und der Belgier haben auch fünf
Siege in ihrer Vita - aber nicht in Folge. Die Zeremonie war für den
vierfachen Gewinner des Gelben Trikots und dreifachen Vater am
Sonntag Routine. "Ein totaler Sieg", titelte die "L'Equipe".
"Er will den Toursieg 2003"
"Ich sehe keinen, der Armstrong in Zukunft erreichen könnte", sagt
Merckx. Bruyneel prognostizierte nur so viel: "Er will den Toursieg
2003. Was danach wird, kann ich nicht sagen. Bei Lance ist die Lust
auf die Tour entscheidend, sie ist seine Passion." Seine
Zukunftspläne ließ Armstrong erahnen: "Mein Team war das beste, das
ich je hatte. Ich hoffe, wir können so noch zwei Jahre weiter
machen." Jedenfalls läuft sein Vertrag bei US-Postal sicher nicht
zufällig 2004 aus. Die Trophäe Nummer sechs böte die Chance für
Einmaligkeit.
Jäger der goldenen Tour-Schätze
Armstrong sieht sich selbst nicht so sehr als der Jäger der
goldenen Tour-Schätze. "Ich möchte als überlebender Krebs-Patient,
der die Tour gewann, in Erinnerung bleiben. Die Öffentlichkeit und
die Presse entscheiden, welche Marke ich im Radsport hinterlassen
werde", sagte Armstrong. Er war 1998 nach einer Zwangspause von 518
Tagen mit Operationen, Chemotherapien und unendlichem Leid in den
Radsport zurück gekommen und hatte sich zum unwiderstehlichen
Toursieger gewandelt.
Alkoholisierte Zuschauer
Verdächtigungen, die das unglaubliche Comeback begleiteten, hörten
nicht auf, wurden aber nie durch positive Doping-Proben belegt. Zwar
gab Armstrong erneut weiter bestehende Kontakte zu dem umstrittenen
Mediziner Michele Ferrari zu, der sich seit Monaten vor der
italienischen Justiz verantworten muss. Aber haushohe Überlegenheit
ist noch lange kein Beweis für unlautere Methoden. Die warfen ihm in
diesem Jahr mehrmals alkoholisierte Zuschauer am Straßenrand ("Doper,
Doper") vor. Ihnen unterstellte der 30-jährige Texaner eine ähnlich
"kranke Mentalität" wie einigen Journalisten, die ihn stets
verdächtigten, "weil sie es nicht fassen, dass ein Krebs-Patient die
Tour gewinnen kann".
Heuer hechelte Joseba Beloki hinterher
Telekom-Teamchef Rudy Pevenage nennt Armstrongs Tour-Leidenschaft
"Besessenheit", die er auch Jan Ullrich empfiehlt, wenn er es mit
seinem geplanten Comeback ernst meint: "Er muss die Tour zwölf Monate
im Jahr leben." Ullrich hatte 2001 6:44 Minuten hinter Armstrong
keine Chance, Joseba Beloki (Spanien) hechelte diesmal auf Platz zwei
mit einem Abstand von 7:17 Minuten hinterher. "1999 vor meinem ersten
Toursieg war ich noch sehr aufgeregt, weil ich befürchtete, sie noch
verlieren zu können. Diesmal half mir mein Team und meine Erfahrung",
sagte Armstrong.(APA)
Ergebnisse der 20. Etappe
1. Robbie McEwen (AUS) 3:30:47
2. Baden Cooke (AUS)
3. Damien Nazon (FRA)
4. Fabio Baldato (ITA)
5. Davide Casarotto (ITA)
6. Stuart O'Grady (AUS)
7. Erik Zabel(GER)
8. Jan Svorada (CZE)
9. Arvis Piziks (LAT)
10. Nicola Loda (ITA)
30. Joseba Beloki (ESP)
31. Raimondas Rumsas(LIT)
43. Lance Armstrong (USA)
50.
Gerhard Trampusch (AUT)
und
das weitere Feld, alle gleiche Zeit