Am Sonntagabend beim Konsum von Pro Sieben: Wieder ein ganz sanfter, milder, heiterer Schub von Kulturpessimismus. Mittlerweile sind die Werbeeinschaltungen derart lang, dass man beinahe den Inhalt des Spielfilms, den sie unterbrechen, vergisst. Ach ja, es war The Muse von Albert Brooks, in dem folgende geniale Dialogpassage zwischen einem Produzenten und einem Drehbuchautor zu hören war:Produzent (nach längerer depressiver Klage des Autors): "Scherzen Sie?" Autor: "Lachen wir?" Mehr gelacht als über The Muse haben wir aber über die diesen Abend dominierenden Werbeclips, die mittlerweile jeder Comedy-Show den Rang ablaufen. Mein Hit: ein Waschmittelspot, eine Kinderparty. Ein kleines Mädchen schüttet sich, offenbar zugedröhnt, Ketchup über das T-Shirt. Ein Knabe, auch nicht blöd, trinkt mit einem Freund Bruderschaft (mit Himbeersoda!) und schüttet sich an. Darauf die beiden bei der Mutter. Wir zitieren aus dem Gedächtnis. Mutter: "Oh Gott, wie seht ihr denn aus?" Kinder: "Wir können nichts dafür! Das waren die bösen kleinen Schmutzmonster!" (Einblendung: Schmutzmonster, kichernd - und jetzt kommt der Satz des Jahres, Wahnsinn pur:) Mutter: "Das zu waschen wird aber teuer!" Stimme aus dem Off: "Nein! Denn mit dem neuen billigen (hier Marke einsetzen) haben Schmutz-monster keine Chance!" Man sieht: verdampfende Schmutzmonster. Mutter und Kinder laufen in Zeitlupe eine unendliche Wäscheleine entlang. Wir lachen. Scherzen die? (cp/DER STANDARD; Printausgabe, 29.7.2002)