Klima
Tausende Tintenfische an südkalifornischer Küste verendet
El Nino trug die mächtigen Tiere in ungewohnt kalte Gewässer
San Diego/London - Tausende von Tintenfischen, die
vor wenigen Tagen an der Küste Südkaliforniens verendeten, sind am
Wochenende von den Stränden beseitigt worden. Neun Tonnen der bis zu
einem halbem Meter langen und ein Kilo schweren Tiere waren in La
Jolla nahe San Diego angespült worden. Wissenschafter suchen nach
einer Erklärung für das Massensterben, das möglicherweise mit dem
Klimaphänomen El Nino zusammenhängt. "Es waren so viele, dass man nicht am Strand gehen konnte, ohne
auf Tintenfische zu treten", sagte die Meeresbiologin Annette Henry
vom State Fish and Game Department am Montag (Ortszeit). Dies sei die
bisher größte Menge dieser großen Meeresbewohner "Dosidicus gigas",
die in Kalifornien angeschwemmt wurde. Normalerweise halten sich
diese Tintenfische in wärmeren Gewässern zwischen Peru und Mexiko
auf.
Vor zwei Wochen ist die Wassertemperatur vor der kalifornischen
Küste um fünf Grad gestiegen. Viele Forscher machen dafür die
Wetteranomalie El Nino im pazifischen Raum zwischen Südamerika und
Südostasien verantwortlich. Als Folge der warmen Oberflächenströmung
kann es - wie in der ausgeprägten El Nino-Phase 1997/98 - weltweit zu
Wetterkatastrophen kommen. Mitte Juli sagte die US-Behörde National
Oceanic and Atmospheric Administration für diesen Herbst El
Nino-Effekte voraus.
Mit den wärmeren Strömungen waren auch 1998 große Tintenfische in
Kalifornien gestrandet, allerdings in geringerer Zahl. Gleichzeitig
verschwanden damals kleinere Tintenfische, die in den kühlen
Gewässern vor der US-Küste zu Hause sind.
Bis jetzt fanden die Meeresbiologen keine Hinweise auf Krankheiten
oder andere Ursachen, die das jüngste Massensterben der großen Tiere
erklären würden. Annette Henry glaubt, dass sie mit der warmen
Strömung zu nah an die Küste gerieten und mit der starken Brandung an
den Strand gespült wurden.
Schon im April gab es erste Anzeichen für steigende
Wassertemperaturen. In Nordkalifornien wurden Millionen winzige, blau
gefärbte Quallen angeschwemmt, die gewöhnlich in warmen Gewässern
leben. Wissenschafter verweisen auch auf eine große Zahl Wärme
liebender roter Krabben, die im Mai und Juni an südkalifornischen
Strände auftauchten.
(APA)