Wien/St. Pölten - Für ÖVP- Volksanwältin Rosemarie Bauer heißt das Vorbild im Fall Stadler Ingrid Korosec. Die Vorgängerin und Parteikollegin habe, als sie im Wiener Landtagswahlkampf 2001 als Gemeinderätin kandidierte, "ihre Prüfungsaufgaben für Wiener Angelegenheiten abgegeben". Wegen der "Unvereinbarkeit einer parteipolitischen Funktion mit jener der Volksanwaltschaft"."Parteipolitische Befangenheit" Dasselbe, so Bauer, erwarte sie auch von FPÖ-Volksanwalt Ewald Stadler. Für den Fall, "dass er im niederösterreichischen Landtagswahlkampf auf einer Kandidatenliste steht" - was Niederösterreichs FP erst Ende des Jahres entscheiden dürfte. Dann, so Bauer, "würde ich alle seine Fälle in Niederösterreich übernehmen" - zumal ihr einer internen Abmachung zufolge ohnehin 80 Prozent aller Landesangelegenheiten zukämen. Bedenken gegen den zuletzt als Gleichsetzer von Nazi- und Besatzungszeit laut gewordenen Freiheitlichen als Volksanwalt gebe es jedoch schon jetzt. Von Bürgerseite her, Leuten, die sich bei der Volksanwaltschaft meldeten und bei Stadler "parteipolitische Befangenheit" festmachten. Für die Institution, so Bauer, sei das "ein Alarmzeichen: Es wäre sehr schade, wenn ein parteipolitisch undisziplinierter Volksanwalt etwas zertrümmern würde, was 20 Jahre sehr gut funktioniert hat." Pröll droht, Stadler gelassen Damit spielt die VP-Volksanwältin auf die Drohung Landeshauptmann Erwin Prölls (VP) an, dem Organ öffentlicher Kontrolle wegen Stadler die Kompetenzen für niederösterreichische Verwaltungsangelegenheiten zu entziehen. "Im Interesse einer objektiven Arbeit" könne man die Agenden wieder dem Land übertragen, meinte Pröll im NÖN-Interview. Mit Zweidrittelmehrheit im Landtag - eine Überlegung, die für Grünen- Spitzenandidatin Madeleine Petrovic "zu spät" kommt. Man habe Stadler "die Rute ins Fenster gestellt", präzisierte der Landeshauptmann später - doch Stadler nahm es "unaufgeregt": Ein Entzug der Länderkompetenzen wäre "kein Drama". (DER STANDARD Print-Ausgabe, 30.7.2002)