Pretoria - Nach vierjährigem Krieg unterzeichneten Ruanda und derKongo am Dienstag ein Friedensabkommen. Der Vertrag wurde in Gegenwart von Vertretern der Vereinten Nationen sowie der Präsidenten beider Länder - Joseph Kabila (Kongo) und Paul Kagame (Ruanda) - in Südafrikas Hauptstadt Pretoria besiegelt.Ruanda hat nach der Unterzeichnung 90 Tage Zeit, seine Truppen aus dem Osten Kongos abzuziehen. Dagegen will Kabila Kämpfer der ruandesischen "Interahawme"-Milizen festnehmen lassen, die für den Genozid in Ruanda im Jahr 1994 verantwortlich sind. Die "Interahawme" ("Gemeinsam marschieren") waren nach ihrer Beteiligung am Völkermord an rund 800.000 Tutsis und gemäßigten Hutus in Ruanda mit insgesamt zwei Millionen Angehörigen des Hutu-Stammes in das Nachbarland Kongo geflüchtet. 1998 drang Ruanda im Kongo, um die Milizen an Angriffen auf Ruanda zu hindern. Insgesamt sieben Ländern wurden in den Konflikt hin-eingezogen, nachdem Kongos damaliger Präsident Laurent Kabila Simbabwe, Angola und Namibia um Hilfe gebeten hatte. Uganda und Burundi unterstützten Ruanda. Ein 1999 in Lusaka (Sambia) vereinbarter Waffenstillstand, dessen Einhaltung UN-Truppen im Kongo überwachen sollen, wurde seitdem mehrfach gebrochen. "Jeder Schritt vorwärts ist willkommen," sagte Alison Des Forges von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch in Ruanda. "Die Aussichten auf Umsetzung des Vertrages sind aber völlig unrealistisch." (Reuters, plo/DER STANDARD, Printausgabe, 31.7.2002)