Wien - Fünf Jahre ist es her, seit die Schweizerinnen Fab Syz und Sunci Nikolic die Internationale Community "Shoe" gegründet haben. Das Portal für lesbische Frauen ist seither für viele Userinnen zu einem Fixpunkt ihres Netzlebens avanciert. Die Zahl der Registrierungen, derzeit bei 30.000 Frauen, wächst beständig.

Online (und dann auch real) lassen sich nicht nur viele Frauen kennen lernen, die sich vor allem über die Schuhgröße definieren (was manche anfangs schon leicht verwundern kann, wenn vermeintlich fast alle Userinnen 38 oder 39 Jahre alt sind), nein, es lässt sich vor allem des Nächtens auch wunderbar diskutieren ... mit Frauen weltweit, aber auch zahlreichen Frauen im deutschen Sprachraum (Österreicherinnen scheinen sich jedoch manchmal schon ziemlich rar zu machen). Neben Chats bietet Shoe unter anderem News, Bilder-Gallerien und Mailinglisten. Sämtliche Technologien der Community wurden von beiden Frauen selbst entwickelt.

Vergangenes Jahr wurden Fab Syz und Sunci Nikolic mit einer Auszeichnung überrascht: Der PSIndex2002 (Medienpartner CASH - die Schweizer Wirtschaftszeitung) hatte sie als einzige Frauen zu den Köpfen des Jahres 2001 gewählt. Dabei werden 10 verschiedene Persönlichkeiten vorgestellt, die etwas Besonderes geleistet haben und das Internet mitgeprägt haben - die Schweizerinnen belegten den siebten Platz. dieStandard.at bat Syz und Nikolic zum Kurzinterview ... von Daniela Yeoh.

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dieStandard.at: Woher kam die Idee zu Shoe? Überhaupt die mit der Schuhgröße?

Syz und Nikolic: Wir haben uns vor 5 Jahren, wie könnte es auch anders sein, übers Internet kennen gelernt. Zuerst haben wir uns zwei Wochen lang hin- und her gemailt. Wir hatten beide Mühe, Anschluss in der Lesbenszene zu finden, da wir keine anderen Lesben kannten. Angespornt durch die Tatsache, per Internet erste Berührungsängste abbauen zu können, haben wir noch am ersten Abend unseres Kennenlernens SHOE ins Leben gerufen, um anderen Frauen diese Möglichkeit ebenfalls bieten zu können.

Der Name SHOE hat eigentlich überhaupt nichts mit Schuhen zu tun. Wir wollten uns abheben von den verbreiteten Namen wie Sappho oder Labrys. Wir wollten einfach einen Namen, der zum Denken anregt. Es ist uns gelungen.

Zudem war es uns wichtig, die Idee rüberzubringen, dass lesbischsein Spaß sein kann und ist. Es muss nicht immer über Diskriminierung diskutiert werden. Wir sind der Überzeugung, dass gerade junge Lesben durch Spaß eher zu ihrem Lesbischsein stehen können und auch sollen.

Denn - nur wenn man sich selber als 'normal' wahrnimmt und das Lesbischsein mit einer Selbstverständlichkeit auslebt, nur dann kann man erwarten, dass man von der Gesellschaft akzeptiert wird.

dieStandard.at: Wodurch finanziert sich Shoe?

Syz und Nikolic: Bis jetzt rein durch unsere private Investitionen. Wir sind beide vollberuflich in anderen Jobs tätig und arbeiten an SHOE in unserer Freizeit. Wir hoffen immer noch, SHOE durch Onlinewerbung in Zukunft finanzieren zu können, aber leider schienen lesbische Unternehmerinnen für Internetwerbung nicht gerade offen zu sein. Dabei kann diese, wenn richtig eingesetzt, sehr viel effizienter und günstiger als Printwerbung sein.

dieStandard.at: Welche Geschichte würdet ihr gerne unseren UserInnen abschließend erzählen?

Syz und Nikolic: Hmmm... Oh es gibt so viele Geschichten, die sich in den letzten 5 Jahren zugetragen haben! Eine jedoch liegt uns besonders am Herzen. Wir wurden vor einiger Zeit von einer Lesbe aus Indien um Hilfe gebeten. Da Homosexualität in Indien verboten ist, wurden wir gefragt, ob wir der Gruppe namens Sappho mit ihrem Internetauftritt helfen könnten. Wir haben natürlich spontan unsere Hilfe zugesagt und ihnen gratis Webspace zur Verfügung gestellt sowie ihren Internetauftritt mitgestaltet.

Die Gruppe erfreut sich nun einer ständig wachsenden Zahl von Mitgliedern und feierte kürzlich ihren dritten Geburtstag.