Havanna/Miami - Ein Mitglied des Zentralkomitees der kubanischen KP und ehemaliger enger Mitarbeiter von Verteidigungsminister Raul Castro ist nach einem US-Zeitungsbericht in die Vereinigten Staaten geflüchtet. "Ich habe entschieden, kein Knecht mehr auf dem Bauernhof des Doktor Castro zu sein", sagte Alcibiades Hidalgo (56) gegenüber "El Nuevo Herald de Miami". Wie die Tageszeitung in ihrer Online-Ausgabe vom Sonntag berichtete, war der ehemalige Büroleiter Fidel Castros und Botschafter Kubas bei den Vereinten Nationen am Donnerstag mit einem Floß im Süden Floridas angekommen. Hidalgo sei der bisher "höchstrangige Deserteur der kubanischen Regierung". Enger Vertrauter Die Flucht sei sein einziger Ausweg gewesen, sagte Hidalgo nach seiner Ankunft. Der frühere Vize-Außenminister stand laut "Nuevo Herald" zwei Jahrzehnte lang den Mächtigen Kubas, speziell aber Verteidigungsminister Raul Castro, dem Bruder von Staats- und Parteichef Fidel Castro, nahe. Hidalgo war vor einigen Jahren vom Regime politisch kaltgestellt worden und musste als Journalist arbeiten. Warum er die Gunst der Castro-Brüder verlor, wusste er selbst nicht zu sagen. "Ich war mein ganzes Leben lang ein überzeugter Revolutionär, einer, der an die Revolution glaubte", wird Hidalgo zitiert. "Ich versuchte, mein Bestes zu geben, und beteiligte mich an für das Land nützlichen Dingen, wie am Abzug der kubanischen Truppen aus Angola, den sich das kubanische Volk wünschte", sagte er dem "Nuevo Herald". In Bezug auf die politische Lage in Kuba berichtete Hidalgo, es gebe keinen institutionellen Mechanismus zur Entscheidungsfindung. "Jene Institutionen, die scheinbar die Entscheidungen treffen, wie es etwa die Nationalversammlung sein könnte, das Zentralkomitee der Partei, auch das Politbüro, sind reine Fassade, wo man in liturgischer Weise vorbestimmte Entscheidungen trifft." Die "neue Macht" auf der Insel sei eine Gruppe Jugendlicher, die Castro umgäben und ihm völlig ergeben seien. "Das sind junge Burschen, mit denen Fidel spielt", sagte Hidalgo. (APA)