Wien - FPÖ-Parteichefin Vizekanzlerin Riess-Passer sieht mit dem Vlaams Blok "keine Gemeinsamkeiten". Das heiße aber nicht, so die Vizekanzlerin, "dass man ein Redeverbot verhängen muss". Verärgert äußerte sie sich darüber, dass der belgische Politiker Filip Dewinter vom Vlaams Blok jetzt versuche, das Treffen mit Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider für sich in einer Eigenpropaganda zu nützen. "Das steht ihm meines Erachtens in dieser Form nicht zu", so Riess-Passer. Es sei auch Dewinter gewesen, der über Kooperationen gesprochen habe und nicht Jörg Haider. Die Vizekanzlerin legt Wert auf die Klarstellung: "Das, was dort stattgefunden hat, war nichts anderes als ein Gespräch. Es ist weder eine Kooperation vereinbart worden, noch sonst irgendwelche konkreten Dinge. Wenn es Kooperationen auf internationaler Ebene geben sollte, dann gibt es nur ein Gremium, das darüber entscheiden kann, nämlich der Bundesparteivorstand." Beziehung zur Lega Lord Während Riess-Passer eine Kooperation mit dem Vlaams Blok dezidiert ausschließt, sieht sie die Beziehungen der FPÖ zur Lega Nord differenzierter. Zur Lega Nord gebe es bereits seit vielen Jahren eine Kooperation mit den Kärntner Freiheitlichen. Die Lega Nord sei heute Regierungspartei in Italien und stelle Minister in der Regierung. "Das ist eine Partei, die auf Grund ihrer Politik europaweit anerkannt ist. Da gibt es überhaupt keinen Einwand." Insgesamt beurteilte Parteiobfrau Susanne Riess-Passer das Kärntner "Geheimtreffen" mit Vertretern der Lega Nord und des Vlaam Bloks als eine "in Sommerloch-Zeiten übliche Erregung, die in keinem Verhältnis zum Anlassfall steht. Weil erstens gibt es kein Rede-Verbot und zweitens wird diese Diskussion wieder einmal in einer Weise geführt, wo Äpfel mit Birnen verwechselt werden." Es sei nichts anderes als ein Gespräch gewesen und es sei auch keine Kooperation vereinbart worden. "Virtuelle Diskussion" Die Diskussion um eine Kooperation sei auch zum jetzigen Zeitpunkt eine rein "virtuelle". Schließlich seien länderübergreifende Kandidaturen zu EU-Wahlen frühestens 2009 möglich. "Mir geht es darum, dass wir 2003 eine Nationalratswahl haben, die wir erfolgreich bestreiten wollen." Dass sie von Haider über das Treffen im Vorfeld nicht informiert wurde, stört die Parteichefin nicht. Schließlich sei dort "überhaupt nichts vereinbart oder ausgemacht worden". Die Gefahr, dass die FPÖ in das rechte Eck abgleitet, sieht die Parteichefin nicht: "Die FPÖ ist eine Partei, die einen ganz spezifischen österreichischen Zuschnitt hat und die auf dieser Links-Rechts-Skala, wie früher traditionelle Parteien beschrieben wurden, nur noch schwer zuordenbar ist." Das gelte auch für andere Parteien, etwa auch für die Labour Party von Tony Blair. "Zwischen Dialog und Kooperation differenzieren" FPÖ-Generalsekretär Peter Sichrovsky hat seine Ablehnung einer Zusammenarbeit der FPÖ mit dem belgischen Vlaams Blok bekräftigt. In der "ZiB2" sagte Sichrovsky am Montag, man müsse allerdings "differenzieren zwischen Dialog und Kooperation".Der Kärntner Landeshauptmann Haider habe lediglich einen Dialog über die Zusammenarbeit der FPÖ mit rechtsgerichteten Parteien auf europäischer Ebene begonnen. "Den unterstütze ich", sagte der Europaabgeordnete. Allerdings gab sich Sichrovsky "überzeugt" davon, dass diese Parteien "nicht in den demokratischen Rahmen passen". Auch Prinzhorn gegen Zusammenarbeit mit Vlaams Blok "Grundvoraussetzung" für einen gemeinsamen Antritt von FPÖ, Vlaams Blok und Lega Nord bei den Europawahlen im Jahr 2009 sei, dass sich diese Parteien änderten, "ähnlich wie die Alleanza Nazionale in Italien". Eine ähnliche Entwicklung habe es auch im linken Parteienspektrum gegeben, erinnerte Sichrovsky. So hätten die ehemaligen kommunistischen Parteien "ihre Meinung geändert. Warum nicht auch der Vlaams Blok?" Die Annäherungsversuche von Landeshauptmann Haider an den belgischen Vlaams Blok werden von führenden FP-Funktionären nicht unterstützt. So distanzierte sich neben dem FP-Generalsekretär auch der zweite Nationalratspräsident Thomas Prinzhorn von einer Zusammenarbeit mit dem Vlaams Blok. Er werde sich „sicher nicht“ mit Vlaams Blok-Chef Filip Dewinter treffen. Mit wen Haider Gespräche führe, sei seine private Sache, so Prinzhorn. (APA/red)