International
Überraschendes Außenminister-Treffen zwischen USA und Nordkorea
Informelles Gespräch der Außenminister Colin Powell und Paek Nam-Sun am Rande des ASEAN- Regionalforums
Bandar Seri Begawan - Zum Auftakt der
ASEAN-Außenministerkonferenz in Brunei ist US-Außenminister Colin
Powell überraschend mit seinem nordkoreanischen Amtskollegen Paek Nam
Sun zusammengetroffen. Bei dem Gespräch am Mittwoch handelte es sich
um das erste bilaterale Treffen auf Regierungsebene, seit
US-Präsident George W. Bush Nordkorea Anfang des Jahres als Teil der
"Achse des Bösen" bezeichnet hatte. Die informelle Unterredung
dauerte nach Angaben aus US-Regierungskreisen 15 Minuten. Wie der Sprecher der US-Ministeriums, Richard Boucher, mitteilte,
sagte Powell, die USA wollten in künftigen Gesprächen "über eine
Reihe von Themen" reden, auch über das nordkoreanische
Atomwaffenprogramm. Vor dem Gespräch mit Powell hatte Paek erklärt,
er sei jederzeit bereit, mit dem US-Außenminister zusammenzukommen,
ebenso mit einem Regierungsvertreter aus Südkorea. "Wenn sie es
zuerst vorschlagen, werde ich sie treffen", sagte Paek.
Nach US-Angaben ließ Powell die Nordkoreaner wissen, er sei in der
Delegierten-Lounge und stehe für ein Gespräch zur Verfügung. Das
Verhältnis zwischen Washington und Pjöngjang war stark abgekühlt,
nachdem Bush im Jänner erklärt hatte, Nordkorea unterstütze den
Terrorismus und bilde zusammen mit dem Iran und dem Irak eine "Achse
des Bösen". Die kommunistische Parteizeitung Nordkoreas "Podong
Sinmun" bezeichnete die USA am Mittwoch als "Dreh- und Angelpunkt des
Bösen".
Das Verhältnis zwischen Nord- und Südkorea stand nach malaysischen
Angaben ebenfalls auf der Agenda der Konferenz. Die Teilnehmer hätten
die jüngste Entspannung zwischen den Staaten begrüßt, sagte der
malaysische Außenminister Syed Hamid Albar. Der festgefahrene
Versöhnungsprozess kam wieder in Gang, nachdem Nordkorea vergangene
Woche Bedauern über das Seegefecht im Gelben Meer geäußert und neue
Gespräche vorgeschlagen hatte. Bei dem Gefecht am 29. Juni wurden
vier südkoreanische Seeleute getötet.
Weiteres Thema der Konferenz war der Konflikt zwischen Indien und
Pakistan. Trotz der jüngsten Zeichen der Entspannung sei die Lage
weiter Besorgnis erregend. "Wir hoffen, dass beide Seiten in der Lage
sein werden, ihre Differenzen beizulegen und die Spannungen in der
Region abzubauen", sagte Syed Hamid. In einer Erklärung riefen die
zehn ASEAN-Staaten Indien und Pakistan am Dienstag zu einer
umgehenden Wiederaufnahme des Dialogs auf. Indien blockiert eine
Aufnahme Pakistans in den ASEAN mit der Begründung, es sei kein
demokratischer Staat. Dem Verband gehören Birma, Brunei, Indonesien,
Kambodscha, Laos, Malaysia, die Philippinen, Singapur, Thailand und
Vietnam an.
In einer weiteren Erklärung verpflichteten sich die ASEAN-Staaten,
ihre 13 Sicherheitspartner, darunter die Europäische Union, China
sowie die USA, im Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen. "Wir
werden den Zugriff von Terroristen auf unser Finanzsystem
unterbinden", hieß es in dem am Mittwoch veröffentlichten Papier.
Unter anderem verständigten sich die Staaten auf eine Zusammenarbeit
ihrer Geheimdienste und auf neue Maßnahmen im Kampf gegen Geldwäsche.(APA/AP)