Unternehmen
Deutsche Post-Bilanz durch EU-Rückforderung belastet
Halbjahresgewinn aufgezehrt - Ziele für Gesamtjahr zurückgenommen
Bonn - Die Deutsche Post sieht ihre Halbjahresbilanz
durch eine Millionenrückforderung aus Brüssel schwer belastet. Die
Entscheidung der EU-Kommission, wonach der Konzern Beihilfen in Höhe
von 850 Mill. Euro an den Bund zurückzahlen soll, zehre den Gewinn
"fast vollständig auf", teilte das Unternehmen am Mittwoch in Bonn
mit. Der Nettogewinn der Post lag demnach im ersten Halbjahr bei 155
Mill. Euro. Im Vorjahr wurde mit gut einer Mrd. Euro fast das
Sechseinhalbfache erwirtschaftet. Ihren Umsatz konnte die Post
dagegen um mehr als 15 Prozent steigern. Der Kurs gab im frühen
Handel nach. Auch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITA)
ging der Post zufolge zurück: Er lag mit 1,3 Mrd. Euro um rund sechs
Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Aktie Gelb verlor kurz nach
Börseneröffnung 2,43 Prozent auf 10,44 Euro.
Umsatzsteigerung
Ihren Umsatz konnte die Post um 15,1 Prozent auf 19,35 Mrd. Euro
steigern. Als Hauptgrund nannte der Konzern die Mehrheitsübernahme
beim weltweit führenden Express-Unternehmen DHL International. Die
Auslandsumsätze der Post seien um mehr als 47 Prozent auf 7,7 Mrd.
Euro gestiegen. Dies entspreche einem Anteil von rund 40 Prozent am
Konzernumsatz.
EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti wirft der Post vor, jahrelang
den Paket- und Frachtdienst aus den Gewinnen des Briefmonopols
quersubventioniert zu haben. Dies geht in seinen Augen zu Lasten der
privaten Konkurrenz und der Verbraucher. Die EU-Kommission beschloss
daher Mitte Juni, dass die Post 572 Millionen Euro an den Staat
zurückzahlen muss. Samt Zinsen beläuft sich die Rückzahlung auf 850
Mill. Euro. Sie ist damit eine der höchsten, die die EU-Kommission
jemals verhängt hat. Die Post bestreitet, unzulässige Beihilfen
erhalten zu haben und hatte eine Klage gegen die Entscheidung
angekündigt.
Milliarden-Einbußen erwartet
Einbußen in Milliardenhöhe erwartet die Post im kommenden Jahr
zudem durch eine Entscheidung der Bonner Regulierungsbehörde, wonach
der Konzern ab dem 1. Jänner 2003 seine Preise im bis 2007
geschützten Monopolbereich deutlich senken muss. Das Porto für Briefe
und Postkarten dürfte damit sinken. Durch die Entscheidung wird
erstmals in Deutschland das Preisniveau für Postdienstleistungen
abgesenkt.
Post-Chef Klaus Zumwinkel hatte zunächst empört auf die Vorgabe
reagiert und kritisiert, seinem Konzern stünden Ertragseinbußen von
1,5 Mrd. Euro ins Haus. Er drohte deshalb mit dem Wegfall von bis zu
10.000 Stellen sowie Filialen und Briefkästen. Nach einem Gespräch
mit Wirtschaftsminister Werner Müller (parteilos) lenkte Zumwinkel
jedoch ein. Als Reaktion auf die Brüsseler Beihilfe-Entscheidung und die von
der Regulierungsbehörde verlangte Portosenkung wollte Zumwinkel noch
am Mittwoch in Frankfurt einen Fünf-Punkte-Plan bekannt geben.
Die Deutsche Post rechnet wegen der schwachen Konjunktur und der
Brüsseler Beihilfe-Entscheidung in diesem Jahr mit einem
Gewinneinbruch. Konjunkturell bedingt werde das Ergebnis vor Zinsen,
Steuern und Abschreibungen (EBITA) 2002 um zehn bis 15 Prozent unter
den 2001 erzielten 2,5 Mrd. Euro bleiben, teilte das Unternehmen am
Mittwoch bei Vorlage der Halbjahreszahlen mit. (APA)