Wien/Tripolis - Kritik von dieser Seite hat SP-Chef Alfred Gusenbauer vermutlich am wenigstens erwartet, als er Jörg Haider der Freundschaft mit Terroristen zieh und in diesem Zusammenhang die Namen Saddam Hussein und Gaddafai nannte. Wie der STANDARD auf Anfrage erfuhr, sorgt seine Ansage für böses Blut bei den Angehörigen der österreichischen Botschaft im libyschen Tripolis. "Wir strampeln uns hier ab und kriegen dauernd das Hackl ins Kreuz", beklagt sich ein hoher Diplomat am Telefon, der Gusenbauers Gleichstellung von Gaddafi mit Saddam Hussein völlig unangebracht findet und "großen Schaden für die Beziehungen" befürchtet. Während die OMV in Libyen auf Aufträge wartet, geriere sich Österreich mittlerweile "buschiger als Bush". Aussagen wie die Gusenbauers, so der österreichische Diplomat weiter, führten nur dazu, dass die österreichisch- libyschen Kontakte mehr und mehr auf solche zwischen Jörg Haider und Gaddafi-Sohn Sayf al-Islam reduziert würden. Den SPÖ-Chef macht er darauf aufmerksam, dass sein Kurs eine "180-Grad-Wendung" von der Politik Bruno Kreiskys weg bedeutet. Von den Sozialdemokraten wurden die Libyer in der jüngsten Zeit schon zweimal beleidigt: Nationalratspräsident Heinz Fischer sagte nach der Kritik an Haiders Irak-Reise eine bereits zugesagte Reise nach Libyen ab, und Bürgermeister Michael Häupl übernahm kürzlich den Ehrenschutz der österreichisch-libyschen Woche, um dann im Kurier zu verkünden, dass er einen gemeinsamen Auftritt mit Sayf al-Islam ablehne. "FPÖ am Scheideweg" Möglicherweise war diese Kritik gestern früh bereits an Gusnebauers Ohren gedrungen, denn in seiner jüngsten Attacke auf die FPÖ blieb nur noch Hussein als böser Terrorbube übrig. Die FPÖ müsse entscheiden, welchen Weg sie künftig gehe, so Gusenbauer: "Ist es der Weg der Demokraten in Österreich und in Europa oder jener an der Seite von internationalen Terroristen wie Saddam Hussein und der europäischen Rechtsextremen." Bezeichnend in der "Causa Geheimtreffen", wer hier jeweils zu wem gefahren ist: "Es waren die europäischen Ultrarechten, die den Weg nach Kärnten gefahren sind. Und im Anschluss war es FPÖ-Chefin Susanne Riess- Passer, die nach Kärnten fahren musste, um das Amt der Kärntner Landesregierung durch die Hintertür wieder zu verlassen." (guha, kob/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. August 2002)