Wien - Weibliche Studenten brechen ihr Studium häufiger ab als Männer - die Erfolgreichen unter ihnen schließen ihre akademische Ausbildung aber schneller ab als ihre männlichen Kommilitonen. Zu diesem Ergebnis kommen Rene Dell'mour und Frank Landler in ihrer am Mittwoch präsentierten Studie "Akademische Grade zwischen Traum und Wirklichkeit", in der sie Personen-, Sozial- und Abschlussdaten der zentralen Hörerevidenz analysierten. Erfasst wurden Studienabschlüsse bis zum Jahr 1998 - um Aktualität sei es bei der Untersuchung nicht gegangen, sondern um die breite Erfassung der sozialen Bedingungen für den Studienerfolg beziehungsweise die Studiendauer, so Landler.Studienbeginn im Sommersemester wirkt sich negativ aus Beim Studienerfolg, also der Erlangung des für ein bestimmtes Studium vorgesehenen ersten akademischen Grads, zeigte sich unter anderem, dass männliche Hörer erfolgreicher sind als Hörerinnen. Außerdem kommen inländische HörerInnen deutlich häufiger zu einem Studienabschluss als AusländerInnen. Weiters schließen jene inländischen Studierenden, die im Wintersemester immatrikulieren, ihr Studium deutlich häufiger (50,4 Prozent) ab als Sommersemester-Anfänger (29,5 Prozent). Unterschiede gibt es auch bei den einzelnen Studienrichtungen und den einzelnen Unis. Am ehesten schließen Medizin- (68 Prozent) und PharmaziestudentInnen (61 Prozent) ihre akademische Ausbildung ab, gefolgt von den Studierenden der Spezialhochschulen (Montanistik, Bodenkultur, Veterinärmedizin mit rund 58 Prozent) und den technischen Fächern (55 Prozent). Im Mittelfeld liegen Germanistik, die naturwissenschaftlichen Studien an Volluniversitäten sowie das Jus-Studium mit einer Erfolgsquote zwischen 52 und 54 Prozent. Bereits unter dem Durchschnitt befinden sich die übrigen philologischen Studienrichtungen sowie die sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Studien (43 bis 47 Prozent). Das Schlusslicht bilden die historischen Fächer (36 Prozent), das Dolmetsch-Studium (34 Prozent) und die Grund- und Integrativwissenschaften, in denen mit 30 Prozent weniger als ein Drittel aller Studienanfänger zu einem Abschluss gelangt. Verantwortlich dafür könnte laut Landler die straffere Studienorganisation der Medizin gegenüber etwa den Grund- und Integrativwissenschaften sein. Uni Innsbruck am erfolgreichsten Im Vergleich zwischen den Voll-Universitäten schneidet die Uni Innsbruck (58 Prozent Studienerfolg) am Besten ab. Günstig liegen auch die Uni Salzburg und Graz, während die StudentInnen der Universität Wien und der Uni Linz meist unterdurchschnittlichen Erfolg aufweisen. Deutlich an letzter Stelle ist die Uni Klagenfurt, wo nur 31 Prozent der StudentInnen abschließen. "Absoluter" Sieger in dieser Kategorie ist die Universität für Bodenkultur mit 59 Prozent. Weitere Eckpunkte: AHS-AbsolventInnen sind klar erfolgreicher als BHS-Maturanten, und das Alter bei Studienbeginn hat großen Einfluss auf die Erfolgsaussichten inländischer ordentlicher HörerInnen: Wer mit 18 immatrikuliert, schließt sein Studium zu 63 Prozent ab. Deutlich schlechtere Chancen haben 19-jährige (54 Prozent), 20-jährige (42 Prozent) und 21-jährige (29 Prozent) Studien-Anfänger. Ist man bei der Immatrikulation älter als 22 Jahre, liegt die Drop-Out-Rate bereits bei 80 Prozent. Höhere Studienerfolgs-Chancen für Kinder aus Akademiker-Haushalten Außerdem haben Kinder aus Akademikerhaushalten eine über dem Durchschnitt liegende Erfolgswahrscheinlichkeit. Noch deutlicher wird dies bei den Berufen der Eltern: Kinder aus Familien mit klassisch akademischen Berufen haben weit überdurchschnittliche Studienerfolgs-Chancen gegenüber Kindern von Arbeitern, Handwerkern, Handelsangestellten und C-bzw. D-BeamtInnen. Ebenfalls offenbar gut für den Studienerfolg: Das Vorhandensein von Geschwistern - so lange es nicht zu viele sind. Studiendauer Ein etwas anderes Bild ergab die Analyse der Studiendauer: Jene Frauen, die ihre akademische Ausbildung abschließen, studieren mit 15,9 Semestern schneller als männliche Akademiker (16,2 Semester). Ein/e durchschnittliche/r österreichische/r AbsolventIn der Jahre 1980 bis 1998 hat übrigens 16,1 Semester studiert und war am Ende seiner Studiums 27,6 Jahre alt. Bemerkenswert dabei: Die durchschnittliche Studiendauer stieg zwischen 1980 und 1997 von 14,6 auf 17,1 Semester an und sank erst 1998 wieder auf 16,9 Semester. Den stärksten Einfluss auf die Studiendauer hat die absolvierte Studienrichtung: Mit Abstand am Raschesten studiert man Rechtswissenschaften, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und die technischen Naturwissenschaften (14 bis 15 Semester). "Rekordhalter" im Hinblick auf die längste Studiendauer sind hingegen Architektur (18,6 Semester) und Veterinärmedizin (18,7 Semester) - bedingt natürlich durch die höhere Mindeststudiendauer. Auch bei der Studiendauer sticht die Uni Innsbruck positiv hervor: In allen von ihr angebotenen Fächern - mit Ausnahme von Pharmazie - liegt sie deutlich unter dem Österreich-Schnitt. Bei der Vorbildung tun sich im Unterschied zum Studienerfolg die BHS-Absolventen hervor: Sie studieren schneller als ihre von den AHS kommenden Kommilitonen. Aussagekraft "nur für die Vergangenheit" Ausdrücklich betonte Frank Landler, dass die publizierten Daten nur für die Vergangenheit Aussagekraft besitzen. So sei etwa durch die Einführung von Studiengebühren mit anderen Rahmenbedingungen zu rechnen. Im vergangenen Semester hätten etwa wesentlich mehr StudentInnen ihr Studium beendet als in den Jahren davor. Generell gebe es in Österreich eine "Kultur des Drop-Outs", so Landler. Dies beginne bereits in den BHS und AHS und ziehe sich bis zum Universitätsstudium. Sinken würden die Drop-Out-Raten an den Unis in den kommenden Jahren aber durch die bereits erfolgte Forcierung von Bakkalaureatsstudien. (APA)