Wien/Mauthausen - "Das Innenministerium will einfach keine Konkurrenz haben." Für Peter Gstettner, Erziehungswissenschafter an der Uni Klagenfurt, gibt es keinen Zweifel, warum sich der Bau einer Jugendbegegnungsstätte beim KZ Mauthausen verzögert. Die "Konkurrenz" ist das Besucherzentrum des Ministeriums. Dort war schon der Spatenstich.Dabei gibt es auch für die Begegnungsstätte längst den Grund. Die Baufläche, der so genannte "Wiener Graben" - rund 23.000 Quadratmeter direkt beim Steinbruch gelegen - wurde im Juli 2001 vom Mauthausen-Komitee angekauft. Jetzt wartet man auf die Umwidmung in Bauland. Und die hat das Innenministerium beeinsprucht; nicht nur zum Ärger Gstettners, der Juryvorsitzender bei der Standortsuche für diese 120 Betten umfassende Einrichtung für Jugendliche war. Denn vor dem Kauf war noch von keinem Einspruch des Ministeriums die Rede. Ganz im Gegenteil: Der damals noch zuständige Sektionschef Wolf Szymanski schrieb seinerzeit an das Mauthausen-Komitee: "Das Bundesministerium für Inneres akzeptiert die Standortentscheidung der Jury hinsichtlich des Standortes ,Wiener Graben'." Monate später der Meinungsumschwung. In einem weiteren Schreiben heißt es: "Das Bundesministerium für Inneres lehnt (. . .) die beabsichtigte Flächenwidmungsplanänderung (. . .) ab." Kritisiert wird vor allem der "nachhaltige Verlust von historisch-authentischem Areal" sowie die "Beeinträchtigung durch Abbau und Bautätigkeit". Der seit Anfang 2002 zuständige Sektionschef Helmut Prugger zum STANDARD: "Wir haben eine Expertengruppe eingesetzt und deren Ergebnis umgesetzt." Gegen das Projekt gebe es nichts einzuwenden, aber gegen den Standort. Der Einspruch habe erfolgen müssen. Dass das Ministerium selbst auf historisch wertvollem Boden das Besucherzentrum baut, will Prugger so nicht gelten lassen. Das sei eine ganz andere Dimension. Außerdem baue man extra unterirdisch. Die Entscheidung liegt nun beim Land Oberösterreich. Doch auch die für Raumordnung zuständige Abteilung sagt Nein zum Standort "Wiener Graben". Mehrere fachliche Bedenken werden als "Versagungsgründe" angeführt. Neben dem Innenministerium äußern auch Naturschutz, Forstwirtschaft und Umweltanwalt "Bedenken". Dies wurde auch der Gemeinde Ried in der Riedmark - auf deren Grund sich das Areal befindet - mitgeteilt. "Das ist ein unheimlicher Skandal", fällt dem SP-Bürgermeister Ernst Rabl dazu nur ein. Der Gemeinderat hatte einstimmig die Umwidmung in Bauland beschlossen. Jetzt will Rabl versuchen, die Bedenken zu entkräften. Notfalls "gehen wir zum Verwaltungsgerichtshof". (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1. 8. 2002)