Unternehmen
US-Filmproduzent Saban Höchstbieter für Kirch
2,6 Milliarden Euro für insolvente Mediengruppe
München - Im Bieterwettbewerb um die Übernahme der
insolventen KirchMedia hat der US-Medienmilliardär Haim Saban
Presseberichten zufolge das höchste Einzelgebot gemacht. Der
amerikanische Filmproduzent habe 2,6 Milliarden Euro geboten,
schreiben das Nachrichtenmagazin "Focus" und die "Süddeutsche
Zeitung" (Samstagausgabe). Er gelte aber nicht als ernsthafter
Interessent, heißt es in der "Süddeutschen Zeitung". Die zweithöchste
Offerte kam laut "Focus" mit 2,2 Milliarden Euro von dem
französischen Sender TFl gekommen, der sich in der nächsten Runde mit
Saban zusammentun könnte, wie das Magazin schreibt. Zudem gebe es das Angebot des Konsortiums aus HypoVereinsbank,
Axel Springer-, Heinrich Bauer- und Spiegel-Verlag mit 1,9 Milliarden
Euro. Auch der US-Fernsehsender NBC und der mit zwei Milliarden Euro
größte Kirch-Einzelgläubiger, das Hollywood-Studio Columbia-TriStar,
sollen unter den ernsthaften Interessenten für KirchMedia sein.
Bietergefecht
Laut "Focus" werden sich in der nächsten Woche drei Kandidaten im
Bietergefecht herauskristallisieren, die in die Endauswahl um das von
Leo Kirch gegründete Medienunternehmen kommen. Bisher war nur
bekannt, dass sieben Konsortien und Einzelbieter.Angebote eingereicht
haben und dass das höchste Angebot bei 2,6 Milliarden Euro lag.
Der Preis für das einstige Herzstück der KirchGruppe mit dem
TV-Konzern ProSiebenSAT.1 kann nach Schätzungen in Branchenkreisen
allerdings bis zu drei Milliarden Euro betragen. Die interessierten
Investoren hielten sich mit hohen Angeboten derzeit noch deutlich
zurück, heißt es in der "Süddeutschen Zeitung". Sie stellten sich auf
lange Verhandlungen bis in den Herbst ein.
Gute Chancen für deutsche Medienverlage
Durch die Rückendeckung der HypoVereinsbank haben jedoch nach
Einschätzung von Experten die deutschen Medienverlage gute Chancen,
sich in dem Bieterwettbewerb für die KirchMedia gegen die Konkurrenz
durchzusetzen. Sollte der Springer-Verlag schließlich bei der
KirchMedia einsteigen, will er laut "Süddeutscher Zeitung" den
Kaufpreis mit seiner Forderung in Höhe von 767 Millionen Euro
verrechnen. Springer in den eingereichten Unterlagen vermerkt, dass
der Verlag im Falle eines Zuschlags eine entsprechende Verrechnung
anstrebe, schreibt das Blatt.
Juristisches Nachspiel für Kirch
Unterdessen berichtet der "Spiegel", die Pleite der KirchMedia
könnte möglicherweise ein juristisches Nachspiel für Leo Kirch und
sein Management haben. Wirtschaftsprüfer dokumentierten derzeit die
Geldströme, die vor der Insolvenz in und aus der KirchMedia geflossen
seien, etwa in die 125 Tochterunternehmen, berichteten die
Geschäftsführer Hans-Joachim Ziems und Wolfgang van Betteray bereits
bei der Gläubigerversammlung am vergangenen Donnerstag. In Kürze
sollten die Ergebnisse vorliegen. Dann wollten die Kirch-
Geschäftsführer die Dokumentation juristisch bewerten lassen. Nach
Ansicht von Großgläubigern könnten sich im Einzelfall juristische
Ansprüche ergeben.
Der defizitäre Pay-TV-Sender Premiere will laut "Focus"
unterdessen mit neuen, billigen Empfangsgeräten möglichst schnell
Kunden gewinnen. Es existierten bereits Prototypen von Decodern im
DIN-A5-Format - intern auch "Volksbox" genannt. Sie beschränken sich
in ihrer Funktion ausschließlich auf das Entschlüsseln der
Premiere-Programme. (APA)